Kunduz-Affäre: Anonymous veröffentlicht alte Dokumente des Bundestages

Zahlreiche Medien berichten, Anonymous hätte Server des Bundestages gehackt und geheime Dokumente zur Kunduz-Affäre veröffentlicht - doch das stimmt nicht. Die Unterlagen waren schon lange allgemein zugänglich, und das mit voller Absicht. Sie gehören zum Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses.

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Mutmaßliches Anonymous-Mitglied in London
Mutmaßliches Anonymous-Mitglied in London (Bild: Finbarr O'Reilly/Reuters)

Mit zwei Einträgen bei Pastebin und einem Tweet wies Anonymous in der Nacht zum Mittwoch deutscher Zeit darauf hin, dass Unterlagen zur Kunduz-Affäre zum Download zur Verfügung stehen. Daraus entwickelte sich auf dem Weg durch Nachrichtenagenturen und deren Kunden wie Tageszeitungen eine Geschichte vom "Hack des Bundestages".

Davon kann jedoch keine Rede sein. Wie Anonymous in einem Pastebin-Eintrag selbst vorführt, sind die PDFs direkt zugänglich, und das auch gewollt, wie eine Sprecherin des Bundestages Golem.de sagte. Die Unterlagen sind nämlich Teil des Abschlussberichts (PDF) des Untersuchungsausschusses der Kunduz-Affäre. Dieser Ausschuss sollte aufklären, wie es zu einem von der Bundeswehr in Afghanistan am 4. September 2009 angeforderten Luftangriff kam, bei dem über 140 Menschen getötet wurden, darunter waren zahlreiche Zivilisten.

  • Dieses von Anoymous veröffentlicht Dokument war Offen, nicht Geheim gestempelt
  • Weiterer Auszug aus den offenen Dokumenten
  • Der Tweet von Anonymous - die Daten waren schon lange öffentlich
Dieses von Anoymous veröffentlicht Dokument war Offen, nicht Geheim gestempelt

Der Ausschuss veröffentlichte dazu einen über 500 Seiten langen Abschlussbericht, in dem ab Seite 486 auch die nun von Anonymous an anderer Stelle abrufbaren PDFs verlinkt sind. Insgesamt sind in dem Bericht 196 als "Dokument" verlinkte PDFs aufgeführt, dazu kommen noch neun ebenfalls verlinkte "Protokolle", bei denen es sich um Abschriften der Vernehmungen von Zeugen handelt. 68 dieser PDFs wurden jetzt von Anonymous verbreitet.

Diese Unterlagen tragen teilweise den Vermerk für Verschlusssachen "VS - nur für den Dienstgebrauch", zahlreiche Angaben wie Namen sind jedoch geschwärzt, und die Unterlagen folglich als "Offen" abgestempelt, wie es bei zur Veröffentlichung vorgesehenen Versionen von Geheimunterlagen üblich ist.

Wie die Sprecherin des Bundestages Golem.de weiter sagte, waren die verlinkten einzelnen PDFs zusammen mit dem Abschlussbericht kurz nach dessen Fertigstellung auf die Server des Parlaments gestellt worden. Schon vorher gab es für die Abgeordneten diese offizielle Drucksache auch in Papierform, die als Dokument bezeichneten Einzelunterlagen und die Zeugenprotokolle waren dabei als CD beigepackt.

Nachtrag vom 8. Februar 2012, 14:20 Uhr

Der Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour, der Mitglied des Untersuchungsausschusses war, sagte Golem.de, er wundere sich nicht, dass Anoymous auf die vermeintlichen Geheimunterlagen "reingefallen ist". Das Problem liege beim Verteidigungsministerium, das "erst einmal alles einstuft". Damit bezog sich der Abgeordnete der Grünen auf Vermerke wie "VS - nur für den Dienstgebrauch" oder "Geheim", die oft ohne Notwendigkeit auf Unterlagen angebracht werden.

Alle dem Bundestag zur Verfügung gestellten Dokumente ließen sich zudem nicht leicht durchsuchen, sagte Nouripour weiter. "Es liegt nicht alles in diesem hohen Hause digital vor", stellte der Abgeordnete fest.

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