Eve Online
Mitbestimmung in Onlinerollenspielen
Mit einer Wahlbeteiligung von knapp 15 Prozent haben die Spieler von Eve Online ihre Vertreter für das "Council of Stellar Management" gekürt, das die Entwickler aus Spielersicht berät. Ein Modell, von dem andere Entwicklerstudios lernen könnten.
Die Mitglieder des ersten Council of Stellar Management (CSM) dachten 2008 bei ihrer Antrittsreise ins isländische Reykjavik, dass es vor allem ausgedehnte Kneipentouren mit den Entwicklern von Eve Online geben würde - das hat ein Mitglied von CCP beim Fanfest 2011 berichtet. Die Arbeit des CSM sieht inzwischen ganz anders aus: Seit der Einrichtung des Spielerrats vor rund drei Jahren hat sich die Arbeit darin fast zum Zweitjob entwickelt. Neben zwei bis drei mehrtägigen Treffen im Jahr gibt es fast täglich einen Austausch zwischen den Entwicklern und dem inzwischen fünften Council.
Dessen neun Mitglieder - sechs waren auf dem Fanfest anwesend - werden von den rund 360.000 Eve-Spielern inzwischen für ein Jahr bestimmt, und zwar mit einer allmählich steigenden Wahlbeteiligung. Sie erhöht sich pro Durchgang leicht, mittlerweile liegt sie bei fast 15 Prozent. Eine derartige Möglichkeit für Spielefans, sich zu engagieren, gibt es bei keinem anderen vergleichbaren Spiel, auch nicht beim weltweit mit rund zwölf Millionen Mitgliedern größten MMORPG, Blizzards World of Warcraft.
Allerdings: Trotz des Spielerrats trifft letztlich CCP alle Entscheidungen über die künftige Entwicklung von Eve Online; auch dann, wenn die Mitglieder des Spielerrats ganz anderer Meinung sein sollten. Derzeit gibt es etwa eine Diskussion darüber, in welcher Form das Entwicklerstudio besondere Gegenstände im Micropayment-Verfahren anbieten soll. Der CSM legt, offenbar im Gegensatz zu den Entwicklern, Wert darauf, dass die kostenpflichtigen Extras nicht mehr als kosmetische Wirkung haben - etwa ein besonderer Lack für ein Raumschiff, aber nicht mehr Kampfkraft. Auf dem Fanfest herrschte der Eindruck vor, dass sich der CSM damit durchsetzt.
Bei der Art der Wünsche, die das Council of Stellar Management hat, geht es um Kleinigkeiten wie die Funktionen zum Öffnen von Kisten, aber auch um längerfristig relevante Sachen - etwa die Frage, wie Löcher in der virtuellen Historie von Eve Online rückwirkend am besten gestopft werden. Sogar bei der Verteilung von Ressourcen meldet sich der CSM inzwischen zu Wort, zuletzt etwa bei der jeweiligen Mannstärke der Teams für die Erweiterungen Incana und Incursion.
Beim Fanfest berichtete CCP, was das Studio inzwischen gelernt hat. So müsse man aufpassen, dass Mitglieder des Entwicklerteams den Spielerrat nicht bewusst oder unbewusst einsetzten, um eigene Wünsche durchzusetzen. Dabei habe es geholfen, sich vom anfänglich praktizierten "Petitionsmodus" zu verabschieden, bei dem nur Hinweise auf mögliche Mängel in Eve gesammelt wurden. Inzwischen gelte der Spielerrat als ein fest etablierter Interessenvertreter, der schlicht nur funktioniere, wenn sich beide Seiten auf Gespräche einließen.
Eben. Allerdings kann man so in beide Richtungen argumentieren. Selbst wenn man sehr...