Roboterautos

Ohne Fahrer nach Schanghai

Derzeit rollen zwei italienische Elektroautos von Mailand aus in Richtung Schanghai. Zwar sitzt in jedem Fahrzeug ein Mensch. Tatsächlich fahren sie aber autonom. 13.000 km sollen die beiden Roboterautos möglichst ohne menschliches Eingreifen zurücklegen.

Artikel veröffentlicht am ,
Roboterautos: Ohne Fahrer nach Schanghai

2004 hat die Defense Advanced Research Projects Agency (Darpa) einen Wettbewerb ausgerichtet, bei dem unbemannte Autos 240 km durch die Wüste fahren mussten. Das Ergebnis war nicht überzeugend: Kein einziges Auto schaffte auch nur annähernd die Strecke. Sechs Jahre später haben sich italienische Wissenschaftler ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Sie wollen mit zwei Roboterautos bis nach China fahren.

Von Mailand nach Schanghai

Start der Vislab Intercontinental Autonomous Challenge (Viac) war diese Woche vor dem Dom in Mailand. Die Reiseroute führt zunächst über Wien, Warschau und Minsk nach Moskau. Von dort geht es durch die Weiten Russlands und Kasachstans nach China, das von West nach Ost durchquert wird. In genau drei Monaten sollen die beiden Roboterautos dann in Schanghai eintreffen - kurz vor Ende der Weltausstellung. Die stellt so etwas wie die Klammer der Reise dar: Mailand wird die übernächste Weltausstellung im Jahr 2015 ausrichten.

Die Autos sind elektrisch betriebene Lieferwagen des italienischen Herstellers Piaggio, die für autonomes Fahren umgerüstet wurden. Mehrere Stereokameras in der Frontscheibe sowie auf einem Dachgepäckträger sorgen für die Sicht nach vorne und hinten. Die Kamerabilder dienen unter anderem dazu, die Geländeneigung abzuschätzen oder Straßenmarkierungen zu erkennen, an denen sich das Fahrzeug orientiert.

Extra Laserscanner für Pisten

An der Stoßstange sitzen drei Laserscanner, die Hindernisse wie andere Autos oder Fußgänger erkennen sollen. Über der Frontscheibe sitzt ein weiterer Laserscanner für die Fahrt auf unbefestigten Pisten. Er ist nötig, da es auf diesen keine Straßenmarkierungen gibt, an denen sich das Auto orientieren kann. Er erkennt das Bankett, die Spuren oder Schlaglöcher. Auf dem Dach befindet sich die Navigationseinheit mit GPS-Empfänger und Trägheitssensor sowie einem Funkgerät für die Kommunikation der Autos untereinander.

  • Der Roboter-Piaggo. Über der Frontschreibe sitzen Kameras und ein Laserscanner; die anderen Laserscanner befinden sich in Höhe der Stoßstange (Foto: Vislab)
  • Zwei Stereokameras für die Sicht nach hinten (Foto: Vislab)
  • Auf dem Dach befinden sich die Solarzellen, die die Bordelektronik mit Strom versorgen, und die Navigationseinheit (Foto: Vislab)
  • Fahren im Konvoi - von Mailand nach Shanghai (Foto: Vislab)
  • Der Start... (Foto: Vislab)
  • ...auf dem Platz vor dem Mailänder Dom (Foto: Vislab)
Der Roboter-Piaggo. Über der Frontschreibe sitzen Kameras und ein Laserscanner; die anderen Laserscanner befinden sich in Höhe der Stoßstange (Foto: Vislab)

Angetrieben werden die Elektroautos von einem 10,5-kW-Elektromotor. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 56 km/h. Die Reichweite beträgt knapp 140 km, dann müssen die Akkus der Fahrzeuge für acht Stunden an die Steckdose.

Fahrt auf öffentlichen Straßen

Bei der Entwicklung der Fahrsysteme konnte das Team der Universität Parma auf ihre Erfahrungen aus zwei Darpa-Wettbewerben zurückgreifen: Es hatte 2005 an der zweiten Grand Challenge und 2007 an der Urban Challenge teilgenommen. Die Viac sei allerdings eine größere Herausforderung, sagen die Forscher. So sollen die Autos 13.000 km autonom fahren. Dabei bewegen sie sich nicht auf abgesperrtem Terrain, sondern auf öffentlichen Straßen, die mehr oder weniger gut ausgebaut sind. Auch unbefestigte Pisten gehören zur Route. Damit müssen die beiden Autos ebenso fertig werden wie mit den verschiedenen Witterungsbedingungen in den Alpen, der kasachischen Steppe oder der Wüste Gobi.

Ein bisschen Hilfe vom Menschen bekommen sie dennoch, schreiben die Wissenschaftler des Artificial Vision and Intelligent Systems Laboratory (Vislab) der Universität von Parma auf der Projektwebsite. Da es von einigen Teilen der Strecke keine Landkarten gebe, könnten die Autos ihren Weg nicht allein finden. In einer unklaren Situation werden deshalb Menschen über den Weg entscheiden und diese Entscheidung auch umsetzen. Das zweite Fahrzeug hingegen wird die ganze Zeit autonom fahren. Es erhält vom Führungsfahrzeug die Streckenangaben in Form von GPS-Wegpunkten und muss sich daran orientieren. Obwohl die Fahrzeuge weitgehend autonom agieren sollen, werden beide aus Sicherheitsgründen bemannt sein. Die Menschen sollen in gefährlichen Situationen eingreifen.

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Simon221 03. Aug 2010

Hättest du den Beitrag mal gelesen wüsstest du das immer ein Mensch an board ist der...

Replay 23. Jul 2010

Genauere Infos gebe ich nicht raus, die Entwicklung ist noch nicht vollständig...

Hans Blafoo 22. Jul 2010

Okay, ja, das stimmt natürlich. Fassen wir zusammen, dass Fahren auf der Autobahn...

1st1 22. Jul 2010

Apropos Kamele und italienische Autos: http://kamelopedia.mormo.org/index.php/FIAT :-)



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