Kernfusion

Forschungsreaktor Iter in Finanznot

Kernfusion soll künftig für saubere Energie auf der Erde sorgen. Dazu soll in Südfrankreich ein Forschungsreaktor entstehen. Doch finanzielle und organisatorische Schwierigkeiten gefährden das Projekt.

Artikel veröffentlicht am ,
Kernfusion: Forschungsreaktor Iter in Finanznot

Es ist eines der größten und ehrgeizigsten Forschungsprojekte der Welt: Im Fusionsreaktor International Thermonuclear Experimental Reactor (Iter), der im südfranzösischen Cadarache entsteht, soll die Energiegewinnung der Zukunft getestet werden: Wasserstoffkerne werden zu Helium fusioniert. Die frei werdende Energie ist immens - der Aufwand auch: Der Wasserstoff muss auf bis zu 200 Millionen Grad aufgeheizt werden, damit die Kerne verschmelzen können.

Magnetfelder halten das Plasma

Inhalt:
  1. Kernfusion: Forschungsreaktor Iter in Finanznot
  2. Kernfusion braucht Zeit

Der Wasserstoff geht in den Aggregatzustand des Plasmas über. Damit das Plasma nicht die Wand der Reaktorkammer berührt und wieder abkühlt, wird es von starken Magnetfeldern gehalten. Verschmelzen zwei Wasserstoffkerne zu einem Heliumkern, wird Energie freigesetzt. Die soll dazu genutzt werden, Dampf zu erzeugen, um Turbinen anzutreiben. Bei bisherigen Versuchen mit der Kernfusion wurde allerdings mehr Energie hineingesteckt als freigesetzt wurde. Der Iter soll der erste Fusionsreaktor sein, der mehr Energie freisetzt, als zum Heizen gebraucht wird.

Dieser Aufwand spiegelt sich in den Kosten für die Anlage wider: Auf 15 Milliarden Euro werden die Kosten inzwischen geschätzt. Das ist dreimal so viel wie ursprünglich veranschlagt. Um das Geld aufzubringen, hat sich ein Konsortium zusammengefunden; es besteht aus der europäischen Union, China, Indien, Japan, Russland, den USA und Südkorea.

Hohe Kosten für Europa

Der größte Anteil der Kosten bleibt an den Europäern hängen: Sie sollen 7,2 Milliarden Euro beisteuern. Doch in wirtschaftlich schlechten Zeiten sinkt die Bereitschaft der Beteiligten, das Geld aufzubringen. Die Europäer beraten schon seit einiger Zeit, wo sie das Geld hernehmen sollen. Deutschlands Forschungsministerin Annette Schavan stellte kürzlich klar, Deutschland wolle die Fusion nicht um jeden Preis. Der ist in der Tat recht hoch: Deutschland soll allein 1,2 Milliarden Euro bezahlen.

  • Schnittzeichnung der Reaktorkammer des Iter (Bild: Iter)
  • So sieht es derzeit auf der Baustelle in Cadarache aus. (Bild: Iter)
Schnittzeichnung der Reaktorkammer des Iter (Bild: Iter)

Ein Grund für die Kostenexplosion ist eine ineffiziente Organisation: Das Projekt wird nicht wie beispielsweise beim Bau des Large Hadron Colliders aus einer zentralen Kasse finanziert, in die alle einzahlen. Stattdessen wird jeder Beteiligte Komponenten bauen und nach Frankreich liefern, wo sie dann montiert werden sollen.

Teures Material

Hinzu kommen nationale Befindlichkeiten, die abgegolten werden müssen: So verlangte Japan eine Entschädigung in Form eines eigenen Forschungsreaktors dafür, dass der Iter nicht dort gebaut wird. Und noch ein Grund dafür, dass der Iter so viel teurer wird als geplant, liegt darin, dass die Kosten für die benötigten Materialien, vor allem für Metall, gestiegen sind und dass einige Pläne überarbeitet werden mussten.

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Kernfusion braucht Zeit 
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cyd 21. Jun 2010

Wie nix? Kommt auf den Status des Reaktors vor dem Ausfall der Magnetfelder an. Stell Dir...

ahja 20. Jun 2010

Die Sonne ist eine Kernfusion, richtig. Aber eine etwas andere. Sie hat ein paar...

qwertzdasd 19. Jun 2010

das ist leider bei einem internationalen Kooperationsprojekt wie iter kein sonderlich...

GodsBoss 18. Jun 2010

Nein.



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