Emotionaler Computer

Der Roboter wird zum Beifahrer

Aus Wut auf sein Navigationssystem im Auto hat der britische Wissenschaftler Peter Robinson ein System entwickelt, das die Stimmung des Fahrers erkennt. Von da war es nur ein Schritt, gleich einen Roboter als Beifahrer ins Auto zu setzen.

Artikel veröffentlicht am ,
Emotionaler Computer: Der Roboter wird zum Beifahrer

Angefangen hat alles mit Ärger über das Navigationssystem: Es lotste Peter Robinson auf überfüllte Straßen oder schickte ihn in die Irre, weigerte sich aber standhaft, mit dem Wissenschaftler der Universität im britischen Cambridge darüber zu diskutieren, ob er auf einem anderen Weg zu seinem Ziel kommen könnte. Robinson, der den Bereich für emotionale Robotik leitet, beschloss, ein System zu entwickeln, das ihn verstehen und auf ihn reagieren würde.

GPS ignoriert Fahrer

Er liebe Geräte wie GPS-Navigationssysteme, aber es störe ihn, dass sie so schwer zu bedienen seien, sagte Robinson der britischen Tageszeitung Daily Telegraph. "Das Problem ist, dass Computer nicht darauf reagieren, wie ich mich fühle - egal, ob ich zufrieden bin oder mich ärgere, sie ignorieren mich einfach." Also beschloss er, einen Fahrzeugcomputer zu bauen, der erkennt, wie sich der Mensch fühlt.

Gefühle werden durch Mimik, Gestik und Sprache ausgedrückt, wie Robinson erklärt. Sein Team und er haben deshalb den Computer dazu gebracht, Sprachduktus, Gesichtsausdrücke, Gesten und Körperhaltung zu erkennen. Die Wissenschaftler haben eine Datenbank mit 300 vordefinierten Befindlichkeiten angelegt. Damit vergleicht der Computer die erkannten Merkmale und erschließt so, welche Laune sein menschliches Gegenüber gerade hat.

Bordcomputer reagiert auf den Fahrer

Der Bordcomputer im Auto könne dann auf die Gemütslage des Fahrers reagieren, erklärt Robinson. "Ist ein Fahrer gestresst, könnte das System verhindern, dass das Mobiltelefon klingelt, es könnte das Radio abschalten und sogar aufhören, Anweisungen zu geben, bis der Fahrer seine Fassung wiedererlangt hat." Die Trefferquote des Systems liege bei etwa 70 Prozent, sagt Robinson. Das entspreche in etwa der Genauigkeit, mit der auch Menschen die Stimmung eines anderen erkennen.

Ein reaktives System reichte Robinson jedoch nicht. Er wollte nicht nur, dass der Bordcomputer ihn verstand, sondern er wollte auch mit ihm kommunizieren und eine angemessene Antwort auf seine Bemerkungen bekommen. Dafür setzen die Wissenschaftler nun Charles ein. Das ist ein lebensgroßer Roboterkopf, dessen Gesicht nach dem britischen Wissenschaftler Charles Babbage modelliert wurde.

Roboter als Beifahrer

Charles nimmt auf dem Beifahrersitz Platz, er verfügt über zwei Kameras in den Augen, mit denen er den menschlichen Mitinsassen sieht, sowie über über ein Mikrofon, um ihm zuzuhören. Sein Gesicht wird durch 24 Motoren animiert.

Die Idee ist, dass Charles nicht nur auf den menschlichen Fahrer reagiert, sondern ihm auch antwortet. Wie ein Navigationssystem schlägt er eine Route vor. Hat der Fahrer jedoch Einwände dagegen, können beide sich darüber austauschen. Bisher ist Robinson allerdings nur im Fahrsimulator mit Charles an seiner Seite unterwegs gewesen. Die Tests verliefen offensichtlich zufriedenstellend: So wie er mit Charles kommuniziert, werden in Zukunft Menschen und Maschinen interagieren, ist sich Robinson sicher.

Audis Autoroboter

Audi hat zusammen mit dem Massachusetts Institute of Technology ebenfalls einen robotischen Beifahrer entwickelt, der unter anderem als Navigationssystem fungiert. Aida lernt die Gewohnheiten des menschlichen Fahrers und dirigiert ihn entsprechend.

  • Der Roboter auf dem Armaturenbrett... (Foto: MIT)
  • ... soll wie ein Beifahrer sein,... (Foto: MIT)
  • ..., der mit dem Fahrer kommuniziert... (Foto: MIT)
  • ... und ihn warnt (Foto: MIT)
Der Roboter auf dem Armaturenbrett... (Foto: MIT)

Fährt der Mensch beispielsweise immer an einem bestimmten Wochentag zum Einkaufen, leitet ihn Aida nach einer Zeit an diesem Tag automatisch zum Supermarkt. Auch Aida, der anders als Charles nicht auf dem Beifahrersitz, sondern auf dem Armaturenbrett sitzt, soll in der Lage sein, die Stimmung des Menschen zu erkennen.

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Der Kaiser! 15. Jan 2011

So würd ich mir sogar einen Roboter gefallen lassen. :)

Ned Sky 05. Jan 2011

via iDrive problemlos, ob auch via Spracheingabe müsste ich mal testen außerdem nervt es...

LockerBleiben 05. Jan 2011

Scheint als ob Japan nicht die einzige Insel ist, wo man komplexe soziale Probleme mit...

Kredo 05. Jan 2011

Die Reaktion ist korrekt. Wäre im Auto ein Sensor dafür, dann müßte sich das Auto...



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