Fernsehen zum Mitmachen: Current TV will nach Deutschland
Nutzer bestimmen das Fernsehprogramm und produzieren Beiträge
Bei Current TV bestimmen die Nutzer über das Programm. Sie beteiligen sich an der Themenauswahl für Nachrichtensendungen, produzieren Beiträge und Werbespots. Derzeit sendet Current TV nicht nur über das Internet, sondern in den USA, Großbritannien, Irland und Italien auch über Satellit und Kabel. Deutschland sei ebenfalls ein interessanter Markt für das Unternehmen, verriet COO Mark Goldman.
"Ihr macht die Nachrichten, wir bringen sie ins Fernsehen", lautet der markige Wahlspruch von Current Media. Das Unternehmen aus San Francisco betreibt die Open-Source-Fernsehplattform Current TV, deren Programm "für, von und mit dem Publikum" gestaltet werde, erklärte Mark Goldman, COO von Current Media, auf der Berliner Medienwoche.
Mark Goldman
"Wir wollen die Medien demokratisieren, indem wir das Fernsehen öffnen und jedem die Möglichkeit geben, Inhalte zu veröffentlichen", so Goldman. Damit habe Fernsehen aufgehört, ein "Einwegmedium" zu sein. Gegründet wurde das Unternehmen im August 2005 von dem Geschäftsmann und Anwalt Joel Hyatt und dem früheren US-Vizepräsidenten Al Gore. Anlass war der negative Umgang der Medien mit Gore während des Präsidentschaftswahlkampfes 2000. Seit August 2007 sendet Current TV in Großbritannien und Irland, seit Mai 2008 auch in Italien. Insgesamt erreicht Current TV nach eigenen Angaben 58 Millionen Haushalte. Die Website hat 5 Millionen Nutzer im Monat.
Das Programm richtet sich in erster Linie an junge Erwachsene, für die die klassischen "top down Medien" zwar interessant, aber nicht mehr so relevant sind. Dennoch nutze diese Zielgruppe die Medien in großem Maße. Durch gleichzeitige Nutzung mehrerer Medien schafften sie es, 20 Stunden Medienkonsum in 7 Stunden zu quetschen, zitierte Goldman aus einer Studie. Dabei setzen die Nutzer darauf, dass sie Nachrichten sofort abrufen können, dass diese nur kurz sind, und dass sie interaktiv sind, so dass die Nutzer die Möglichkeit haben, selbst mitzuwirken.
Current TV
Diese Möglichkeiten will Current seinen Nutzern bieten. So können sie beispielsweise, indem sie auf der Website Beiträge bewerten, die Themen in die Nachrichtensendungen hineinwählen und so über die Zusammensetzung der Sendung mitbestimmen. Ein Drittel der Inhalte sind zudem kurze, von Nutzern aufgenommenen Videos, sogenannte Pods - offenbar abgeleitet von Podcasts. Das entspreche zum einen der Nutzungsgewohnheit und der gesunkenen Aufmerksamkeitsspanne, so Goldman. Zum anderen sei dieses Format für die Produzenten der Videos einfacher: "Jeder kann eine Geschichte in drei bis fünf Minuten erzählen." Selbst ein Teil der Werbespots stammt von Nutzern.
Vorteil an diesen zuschauergenerierten Inhalten (Viewer Created Content, VCC) sei, so Goldman, dass die Zielgruppe selbst am besten wisse, was sie sehen wolle. Wenn man den Nutzern die Mittel und die Möglichkeit gebe, komme "etwas sehr Authentisches" heraus.
Current sei jedoch keine Plattform, auf der Nutzer wahllos selbst gedrehte Videos veröffentlichen können, betonte er. Die Produktion der Beiträge und Werbespots sei sehr streng. So wacht eine rund 200 Mitarbeiter große Redaktion über die Qualität der Beiträge. Das gehe bis zur Überprüfung der dargestellten Fakten, so Goldman. Wer einen Werbespot produzieren wolle, dem stellt Current Ressourcen wie etwa Bildmaterial oder den Slogan zur Verfügung.
Da schon heute viele Deutsche die Plattform nutzen würden, sei Deutschland für Current ein interessanter Markt, sagte Goldman abschließend. Deshalb führe das Unternehmen Verhandlungen mit potenziellen Partnern.
Dokumentationen aus "Gods own Country" kann man eigentlich auch vergessen. Manchmal sind...
Ich finde den Ansatz von Current TV sehr interessant. Schließlich sollten sich die...