Pekings Taxis sind abhörbar
Fernsteuerbare Mikrofone erlauben es, Gespräche in Pekinger Taxis zu belauschen
Sicherheitssystem oder Abhöranlage? Fast alle Taxis in Peking sind mit einem Mikrofon und einer GPS-Einrichtung ausgestattet. Um die Sicherheit der Fahrer zu gewährleisten, sagt der Hersteller. Um sie zu belauschen, befürchten Menschenrechtler. Die Pekinger Polizei, die es wissen muss, schweigt.
Das US-Außenministerium hat ja schon darauf hingewiesen: "Alle Besucher sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie in öffentlichen und privaten Orten keine begründete Aussicht auf Privatsphäre haben." Es müsse damit gerechnet werden, dass Hotelzimmer oder Büroräume überwacht oder sogar während der Abwesenheit des Besuchers durchsucht würden, heißt es in einem Reisehinweis für Olympiabesucher.
Unter Aufsicht: Taxis am Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens in Peking
Von Taxis ist darin jedoch nicht die Rede. Dennoch sollten Taxipassagiere in Peking aufpassen, was sie während der Fahrt sagen und sich nicht wundern, wenn der Fahrer auf kritische Fragen einsilbig reagiert. Denn in fast allen der rund 70.000 Taxis in der chinesischen Hauptstadt kann der Große Bruder mithören, berichtet das Wall Street Journal. In den vergangenen drei Jahren sind die Fahrzeuge mit einem kleinen Mikrofon ausgerüstet worden, das mit einem GPS-System gekoppelt ist, mit dem das Fahrzeug geortet werden kann.
Offiziell dient diese Ausrüstung dem Schutz der Fahrer. In anderen Städten, wie etwa in New York oder London, sind Taxis dazu mit einer Kamera ausgerüstet. Das System wurde mit einer neuen Generation von Fahrzeugen eingeführt, die nicht mehr über einen schützenden Metallkäfig um den Fahrer verfügen, berichteten Taxifahrer.
In Fall von Gefahr kann ein Fahrer das System aktivieren und mit einem unauffälligen Druck auf den Knopf am Lenkrad die Zentrale alarmieren. Allerdings, so erfuhr die Zeitung von Fahrern und Yaxon, dem Hersteller eines der Systeme, können die Mikrofone auch von außen aktiviert werden, ohne dass die Insassen das mitbekommen. So hätten die Zentrale und die Polizei die Möglichkeit, in ein Taxi hineinzuhören und, sollte der Fahrer in Gefahr sein, es zu stoppen, schreibt das Unternehmen aus Xiamen in der südostchinesischen Provinz Fujian auf der Produktseite.
Abhörsicher: Rikscha in Peking
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hingegen ist beunruhigt darüber, dass die Polizei die Möglichkeit hat, Gespräche in Taxis zu belauschen. Theoretisch verfügen die Sicherheitskräfte damit über eine perfekte Überwachungsanlage: Sie könnten Gespräche, die in einem Fahrzeug geführt werden, mithören. Fallen verdächtige Stichworte, orten sie das Fahrzeug über GPS und beordern eine Streife in dessen Nähe. Sind die Beamten vor Ort, wird über das System der Motor abgeschaltet.
Die Pekinger Polizei wollte sich auf Anfrage des Wall Street Journal nicht dazu äußern, ob sie tatsächlich Taxifahrer bei der Arbeit belauscht. Solche Angelegenheiten seien vertraulich und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, so die Auskunft.
Eine systematische Überwachung ist kaum realistisch. Nach Angaben der Regierung sind während der Olympischen Spiele in Peking 110.000 Sicherheitskräfte, bestehend aus Polizei, Armee und Freiwilligen, im Einsatz. Die dürften während der kommenden zwei Wochen jedoch mit anderen Aufgaben beschäftigt sein, als die Taxifahrer der Hauptstadt zu belauschen.
Es geht nicht um Sinn oder Unsinn einer solchen Einrichtung es geht nur um die...
Sieht so aus als wenn China als Kontrast zu unserem "tollen" Rechtsstaat stehen soll...
Taxis in Deutschland sind in etlichen Städten exakt genauso ausgerüstet. Was soll also...
Aha, da hat aber jemand Ahnung *ironieoff*.Umgekehrt wird ein Schuh draus, George Orwell...