Interview: Wikipedia ist Segen und Fluch zugleich

Golem.de im Gespräch mit Jimmy Wales über die Suchmaschine Wikia Search

2001 gründete Jimmy Wales das Online-Mitmach-Lexikon Wikipedia, das inzwischen den großen traditionellen Lexika gehörig Konkurrenz macht. Vor kurzem startete Wales' neues Projekt, Wikia Search. Kaum online, erntete die Open-Source-Suchmaschine Kritik wegen ihrer schlechten Ergebnisse. Golem.de traf Wales auf der Konferenz "Digital, Life, Design" und fragte ihn nach seinem neuen Projekt.

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Golem.de: Wie kamen Sie auf die Idee, eine eigene Suchmaschine aufzusetzen und mit Google zu wetteifern?

Wales: Diese Idee fasziniert mich schon länger. Wir brauchten schon lange eine Suchmaschine auf der Basis von freier Software. Ich habe beobachtet, wie das Nutch-Projekt gereift ist, und dachte, es sei nun möglich, das auch in einem großen Maßstab zu tun. Außerdem macht es mir Spaß.

Jimmy Wales
Jimmy Wales

Golem.de: Wie arbeitet Wikia Search?

Wales: Das zugrundeliegende Konzept sieht so aus: Auch wenn es vielen Nutzern nicht bewusst ist, gibt es in einer Suchmaschine eine Menge redaktioneller Kontrolle. Wir wollen diese der Nutzergemeinschaft übergeben. So gibt es oben auf der Seite mit den Suchergebnissen den "Mini Article", in den jeder Nutzer in Wiki-Manier einige grundlegende Informationen zu einem Thema eintragen kann. In einer modernen Suchmaschine erwartet man nicht einfach nur zehn Links als Ergebnis. Man erwartet dann auch eine kleine Begriffserklärung, eine kurze Definition, einen Link zu einer Landkarte - was auch immer. Für solche Informationen ist der Mini Article da.
Wenn man mit dem Mauszeiger über einen Link in der Trefferliste fährt, wird zudem eine Bewertung eingeblendet. Derzeit ist es eine Feedback-Liste mit einem bis fünf Sternen. Ich untersuche gerade die Ergebnisse. Möglicherweise werden wir das System in "Daumen rauf" oder "Daumen runter" vereinfachen, wenn wir so die gleichen Ergebnisse mit weniger Arbeit für die Nutzer erzielen. Die Daten und das Feedback, das wir bekommen, sollen dann in den Algorithmus einfließen, um die Suchergebnisse zu verbessern.

Golem.de: Die Nutzer haben einen Einfluss darauf, wo die Seite in der Trefferliste erscheint?

Wales: Genau. Es ist eine Social-Networking-Site. Wenn man sich registriert, kann man Freunde verlinken, verschiedene Vertrauensgrade an verschiedene Leute vergeben. Alle Bewertungen von URLs sollen öffentlich stattfinden. Wenn jemand versucht, Einfluss zu nehmen, dann können die anderen das sehen. Sie denken dann vielleicht: Das ist ein Spammer, das ist nicht gut, und bewerten ihn entsprechend sehr niedrig. Andererseits bewerten sie jemanden als gut, dessen Arbeit sie vertrauen. Alle diese Informationen werden in das System eingespeist und zur Analyse genutzt.
Allerdings wissen wir im Moment noch nicht ganz, wie wir das genau umsetzen werden. Wir müssen erst die Daten abwarten. Erst dann können wir darüber entscheiden. Man kann einfach nicht alles vorhersagen. Wenn ein Problem auftaucht, dann werden wir uns darum kümmern. Wir versuchen nicht, im Voraus an alles zu denken.

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