Warren Spector: Weg mit männlichen Machtphantasien

Deus-Ex-Entwickler über sein zukünftiges Projekt, Online-Rollenspiele und Gewalt

Er ist einer der ganz großen Spiele-Designer und gleichzeitig einer der bescheidensten: Warren Spector war unter anderem für Ultima Underworld, System Shock oder Deus Ex zuständig, er arbeitete für Origin, Looking Glass und Eidos' Ion Storm. 2005 gründete er in Austin (Texas) die Junction Point Studios, deren Motto lautet: "Putting Power in Players' Hands". Jörg Langer sprach mit Spector, der seine Karriere vor 24 Jahren als Redakteur beim Brettspiel-Verlag Steve Jackson Games begann.

Artikel veröffentlicht am ,

Warren Spector gilt als einer der größten Story-Erzähler unter den Stardesignern
Warren Spector gilt als einer der größten Story-Erzähler unter den Stardesignern
Jörg Langer: Herr Spector, Sie haben Ion Storm 2004 verlassen, wenige Monate vor deren Schließung durch Eidos. Ihr erstes Projekt bei Junction Point soll nach neun Monaten eingestampft worden sein. Nun arbeiten Sie angeblich an zwei Projekten. Können Sie uns mehr erzählen?

Warren Spector: Ich kann gerade noch nicht viel verraten, sonst wäre mein Publishing-Partner sehr ungehalten. Außerdem habe ich schon viel zu oft viel zu früh über meine Spiele geredet. Meine Erfahrungen bei Ion Storm haben mich da vorsichtig gemacht.

Jörg Langer: Es gibt Designer, die sehr viel bekannter für blumige Ankündigungen sind: Peter Molyneux, Dave Perry ...

Warren Spector: Peter, Dave und ich haben schon so unsere Gemeinsamkeiten. Aber eine Sache kann ich verraten: Wenn wir das Spiel ankündigen, wird die Hälfte der Leute sagen, "seid ihr verrückt geworden?". Ich freue mich schon auf diese Reaktion. Denn die andere Hälfte wird begeistert sein.

"Ein Drittel meiner Verkäufe kam immer aus Deutschland"

Jörg Langer: Wann wollen Sie das Projekt denn ankündigen?

Warren Spector: Ich hatte auf die GDC 2007 im März gehofft, aber das Timing hat einfach nicht gestimmt. Vielleicht mache ich es im Juli auf der E3, vielleicht aber auch im August auf der Games Convention in Leipzig. Hoffentlich gibt es die deutschen Fans noch! Denn als ich bei Origin, Looking Glass oder Ion Storm war, kam gut ein Drittel meiner Verkäufe aus Deutschland. Wann immer ich mit Publishern rede, erinnere ich sie daran, dass sie nicht immer nur die USA sehen dürfen. Meine Spiele schaffen fast immer die Hälfte oder mehr ihrer Verkaufszahlen in Europa!

Jörg Langer: Wird Ihr Projekt ein Solo-Spiel?

Warren Spector: Es ist schwer, heute nicht zumindest einen Multiplayer-Modus zu machen. Aber ich bin ein Singleplayer-Fan, also wird es überwiegend ein Solo-Spiel.

Jörg Langer: Dann würden Sie mir zustimmen, dass Multiplayer-Spiele wie Counterstrike oder MMOs wie World of Warcraft nicht zwangsweise die Zukunft der Computerspiele darstellen.

Warren Spector: Darüber streite ich mich regelmäßig mit Richard Garriott [Gründer von Origin und Vater der Ultima-Serie, Anm. der Redaktion], der ja für NC Soft das Action-MMO Tabula Rasa macht. Sicher, Massively-Multiplayer-Spiele sind ein tolles Geschäftsmodell. Aber wenn das erfolgreichste MMO World of WarCraft 8 Millionen Spieler hat, dann kommt das nicht einmal in die Nähe des Auflagenpotenzials von Solo-Spielen. Bevor MMOs und Multiplayer-Spiele zur Zukunft werden, haben sie noch einen langen, langen Marsch vor sich.

"Ich möchte lieber zu 30 oder 40 Millionen Menschen sprechen"

Jörg Langer: Insbesondere, wenn man ein WoW mit großen Singleplayer-Serien wie Final Fantasy oder GTA vergleicht.

Warren Spector: Ja. Als Geschäftsmann hätte ich zwar lieber 8 Millionen Leute, die mir 15 Dollar im Monat zahlen. Aber als Geschichtenerzähler, der möchte, dass die Spieler etwas über das Leben und sich selbst lernen, spreche ich lieber zu 30 oder 40 Millionen. Nicht, dass ich jemals so eine Zahl erreicht hätte, nicht einmal annähernd. Aber jeder weiß, dass eines Tages Spiele dieselbe Reichweite haben werden wie Fernsehen oder Kino. Der MMO-Kuchen aber ist viel kleiner als das - und wird es auch bleiben.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Warren Spector: Weg mit männlichen Machtphantasien 
  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4.  


Niko_Tin 04. Dez 2007

Leute, danke! Danke, dankedankedanke für das von euch gebotene Kabarett! Nichts ist...

superfly 23. Apr 2007

ach wie süß, so ein kleiner, einsamer wii-thread hier unten dran *lol*

develin 23. Apr 2007

Anmerkung: Shooter zaehlen nicht. Die spielen sich auf Konsole eine Klasse schlechter...

Letz Danze 22. Apr 2007

Kann es sein, dass sie es nicht wollen, weil sie es nicht können? Wie der Fuchs, der die...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Quartalszahlen
So verkauft Elon Musk Teslas Schrumpfkurs als Wachstum

Nur 3 statt 20 Millionen Autos, Investitionen in neue Fabriken wurden gestrichen und die 4680-Akkus waren angeblich nie wichtig für Tesla.
Eine Analyse von Frank Wunderlich-Pfeiffer

Quartalszahlen: So verkauft Elon Musk Teslas Schrumpfkurs als Wachstum
Artikel
  1. Lebensmittellieferdienst: Getir/Gorillas schließt in Deutschland
    Lebensmittellieferdienst
    Getir/Gorillas schließt in Deutschland

    Getir, der Käufer von Gorillas, hat Milliarden US-Dollar an Bewertung verloren und ist mit seiner Europaexpansion gescheitert. Nun werden Tausende Kündigungen folgen.

  2. Bionicbee: Festos Roboterbienen fliegen im Schwarm
    Bionicbee
    Festos Roboterbienen fliegen im Schwarm

    Bisher hat Festo Insektenroboter im Schwarm laufen lassen. Die bionischen Bienen fliegen im Schwarm.

  3. Neue App von Apple: iPad bekommt nach 14 Jahren einen Taschenrechner
    Neue App von Apple
    iPad bekommt nach 14 Jahren einen Taschenrechner

    Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Im Fall von Apples iPad sind es Plus-, Minus- und Gleichheitszeichen.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    Daily Deals • MediaMarkt: Asus Gaming-Laptop 999€ statt 1.599€ • Galaxy S23 400€ günstiger • Anker USB-Ladegeräte -45% • MSI MEG 342CDE OLED 999€ • Gamesplanet Spring Sale [Werbung]
    •  /