Open News Network: Kunstprojekt stellt Journalisten in Frage
Gatekeeper-Funktion nicht mehr nötig?
Das Open News Network (O-N-N) versteht sich als Kunstprojekt, das es den Internetnutzern ermöglichen will, eigene Nachrichten auf ihrem Rechner zu veröffentlichen, der zum temporären Webserver samt CMS umfunktioniert wird. Das für sich genommen wäre noch nichts besonderes, würden die erstellten Inhalte für sich stehen. Doch das ONN verteilt die Inhalte darüber hinaus in Form eines Peer-to-Peer-Netzwerks zu allen Servern der anderen O-N-N-Mitglieder.
Alle angeschlossenen Teilnehmer erweitern mit der Software, die man derzeit leider nur für Windows beziehen kann, den Text vollautomatisch mit Material (Texte, Bilder und Links), welches auf Grund von Textanalysen und Klassifizierungen aus dem Internet via Suchmaschine bezogen werden soll. Die so erweiterten eigenen Inhalte sind dann aus dem Netz heraus abrufbar.
O-N-N Screenshot #4
Mit dem Kunstprojekt, das dem 21. Januar bis 19. März 2006 in Oldenburg bei der Ausstellung "Sichtbarkeiten" zu sehen sein wird, wollen sich die Veranstalter künstlerisch mit der Frage auseinander setzen, ob die journalistische Gate-Keeper-Funktion, also die Vorthemenauswahl durch den Journalisten, im Zeitalter des Internets noch gefragt ist.
Die Kritik an der Gate-Keeper-Theorie liegt darin begründet, dass große Medienunternehmen bestimmen, welche Themen aktuell sind. Zudem würden Sie auf Grund ökonomischer Zwänge besonders große Zielgruppen bevorzugen, für die die Medieninhalte interessant sind. Dazu komme es zu einer Vereinheitlichung der Medieninhalte, wodurch Randthemen und -gruppen nicht ausreichend repräsentiert werden könnten.
O-N-N Screenshot #2
Neben einem Windows-Rechner empfielt sich ein Breitbandanschluss und eine
Personal-Firewall, schreiben die Initiatoren. Mit der Software können eigene
News oder Mitteilungen verfasst werden, die dann auf der eigenen Newssite
durch den Xitami-Webserver publiziert und in Form eines Peer-to-Peer-Netzwerks zu allen Servern der anderen O-N-N-Mitglieder übermittelt werden.
Außerdem sollen durch das häufige Erscheinen desselben Themas auf unterschiedlichen Websites Journalisten auf Themen gebracht werden, was dafür sorgen könnte, dass die publizierten Themen aufgegriffen werden.
Das Kunstprojekt wird auch ab dem 27. Januar am Carnival for e-Creativity in Delhi (Indien) und im März 2006 an der Viper in Basel (internationales Festival für Film Video und neue Medien) ausgestellt.
Klug gedacht, aber dennoch falsch. Auch die Presse lebt vom Verkaufen. Folglich...
Sieht man davon ab, daß man keinen eigenen Webserver auf den lokalen Rechner einrichtet...