Klagen: Kaspersky wirft Microsoft Wettbewerbsverzerrung vor

Der russische Antiviren-Pionier beschuldigt Microsoft, sein eigenes Antivirenprogramm Defender so mit Windows 10 zu verzahnen, dass die Konkurrenz benachteiligt wird. Kaspersky hat deswegen angeblich Klage bei russischen und europäischen Wettbewerbsbehörden eingereicht.

Artikel veröffentlicht am ,
Kaspersky ärgert sich über Microsofts Defender.
Kaspersky ärgert sich über Microsofts Defender. (Bild: Wikimedia/Microsoft)

Nach dem jahrelangen Rechtsstreit um Microsofts Bundeling des Media Players und des Internet Explorers mit Windows nun also der Defender. In einem langen und ärgerlichen Blogpost mit dem Titel "Das reicht. Ich habe genug!" listet der CEO von Kaspersky Lab, Eugene Kaspersky, detailliert auf, was ihn an Microsofts Einbindung des hauseigenen Defenders in Windows stört.

Seit Windows 8 schaltet das Betriebssystem den Microsoft Defender offenbar immer dann automatisch an, wenn mehrere Tage lang keine aktuelle Drittsoftware gegen Viren und Malware aktiv ist. Der Nutzer erhält bis dahin regelmäßig eine Warnung. Das scheint erst einmal eine sinnvolle Maßnahme zu sein, um sicherzustellen, dass alle Nutzer zumindest irgendeinen Virenschutz genießen.

Wieder unfaire Geschäftspraxis?

Die Warnmeldung, so Kaspersky, sei jedoch tendenziös und würde zum Wechsel zu Defender animieren: "Selbst wenn ein kompatibler Schutz eines unabhängigen Entwicklers installiert ist, erscheint Defender mit einem alarmierenden Fenster. Es ruft ziemlich laut, dass Defender deaktiviert ist" und "es gibt einen ziemlich reizvoll aussehenden Defender-aktivieren-Button", beklagt Kaspersky.

  • Windows warnt, wenn Microsoft Defender deaktiviert ist. (Bild: Kaspersky Lab)
Windows warnt, wenn Microsoft Defender deaktiviert ist. (Bild: Kaspersky Lab)

Und das sei noch nicht alles. Bei einem Upgrade auf Windows 10 käme es zudem zu Situationen, in denen ein vormals installiertes Antivirenpaket eines Drittanbieters deaktiviert und durch Defender ersetzt wurde, obwohl es aktuell war. Informiert worden seien die Nutzer darüber erst im Nachhinein. Grund sei, dass Microsoft Drittherstellern nicht genügend Zeit einräume, ihre Softwarepakete an neue Windows-Versionen anzupassen, um diese offiziell kompatibel zu machen. Und nicht kompatible Antivirenprogramme würden eben automatisch durch Defender ersetzt.

Klagen bereits eingereicht?

Um Microsoft zum Einlenken zu bewegen, hat Kaspersky Arstechnica zufolge Klage sowohl bei der russischen Wettbewerbsbehörde als auch bei der in der EU zuständigen Europäischen Kommission eingereicht. Letztere wollte das auf Nachfrage von Golem.de jedoch nicht kommentieren. Ob Kaspersky seine Klageandrohnung also wahr gemacht hat, bleibt unklar.

Die Kommission hatte bereits in den früheren Prozessen wegen des Media Players und des Internet Explorers hohe Geldstrafen gegen Microsoft verhängt. Aber auch in Russland steht das Softwarehaus schon unter Druck: Die russische Duma hat erst kürzlich begonnen, einen Gesetzentwurf auszuarbeiten, demzufolge quelloffene und vor allem landeseigene Softwarelösungen bei staatlichen Ausschreibungen vor der US-amerikanischen Konkurrenz den Vorzug erhalten sollten.

Einziger Wermutstropfen für Microsoft: Zumindest in der EU ziehen sich Prozesse über Wettbewerbsverzerrungen wegen der detaillierten Untersuchungen meist über Jahre hin. Weit länger als der übliche Produktzyklus eines Redmonder Betriebssystems.

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Anonymer Nutzer 16. Nov 2016

Na ja, dafür muss man nicht zu den "early adopters" zählen. Die Beschreibung der Updates...

FreiGeistler 15. Nov 2016

Firefox mit Noscript & ublock & Virustotal?

Truster 15. Nov 2016

Indem man - aus Firmensicht - alles Vorgibt und der Nutzer nur das kann, was er können...

Truster 15. Nov 2016

sehe ich auch so. Microsoft hindert ja niemanden daran, ein Drittanbieter Produkt...



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