Weltraumbahnhöfe: Die Raketen vom Schwarzen Drachenfluss und anderswo

Nirgends starten so viele Raketen wie in Baikonur, dennoch will Russland einen neuen Weltraumbahnhof bauen - und das ist nicht leicht. Was beim Bau eines Weltraumbahnhofs zu beachten ist.

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Start einer Proton-Rakete vom Startplatz Baikonur (im Dezember 2013): Booster gehen auf Land herunter.
Start einer Proton-Rakete vom Startplatz Baikonur (im Dezember 2013): Booster gehen auf Land herunter. (Bild: ILS)

Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und jeder Flug in den Weltraum beginnt auf der Startrampe. Einige der Startplätze sind inzwischen berühmt. Neben dem John F. Kennedy Space Center, von dem die Saturn-V-Raketen zum Mond flogen, ist das Sternenstädtchen von Baikonur sicherlich am bekanntesten. Von nirgendwo starten mehr Raketen ins Weltall. Trotzdem will Russland einen neuen Startplatz bauen - und hat damit einige Schwierigkeiten.

Der Grund für die Pläne: Baikonur hat ein Problem. Es ist nicht Teil von Russland, sondern steht auf gepachtetem Land in Kasachstan. Daher kann Russland nicht frei über seinen wichtigsten Startplatz verfügen. Schon seit der Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 gibt es deshalb Pläne für ein neues Kosmodrom in Russland. Die dafür nötigen finanziellen Mittel konnte Russland aber erst nach der Wiederverstaatlichung der privatisierten Ölindustrie aufbringen, die sich zu Zeiten von Präsident Boris Jelzins in der Hand einiger weniger Oligarchen befand.

In Wostotschny starten Angara-Raketen

Das Wostotschny-Kosmodrom, auf deutsch: östlicher Raumbahnhof, soll am Amur entstehen, der die Grenze zu China bildet und dort Heilongjiang, Schwarzer Drachenfluss, heißt. Die Startrampen sind von Anfang an für die neue Angara-Rakete ausgelegt, die sich fast genauso lang in Planung befand wie Wostotschny selbst. Aber im vergangenen Jahr absolvierten die Angara 1 und Angara 5 ihren Jungfernflug endlich erfolgreich. Damit einher geht auch eine Umstellung der gesamten russischen Raketenflotte.

  • Modell des Wostotschny-Kosmodroms auf der Luftfahrtmesse Maks 2013 (Foto: Vitaly V. Kuzmin/Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)
  • Wie das Wostotschny-Kosmodrom liegt auch der Startplatz Baikonur im Landesinneren. Baikonur ist aber in Kasachstan. (Foto: Esa)
  • Chinesische Raketen starten vom Startplatz Jiuquan in der Inneren Mongolei. (Foto: DLR)
  • Der Startplatz des Unternehmens Sea Launch war eine umgebaute Ölbohrplattform. (Foto: Sea Launch)
  • Das US-Unternehmen Orbital Sciences startet seine Rakete Pegasus von einem Flugzeug aus. (Foto: Orbital Sciences)
Modell des Wostotschny-Kosmodroms auf der Luftfahrtmesse Maks 2013 (Foto: Vitaly V. Kuzmin/Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons)

Die Angara besteht aus universellen Raketenmodulen (URM). An die Stelle der ausgedienten Kosmos-Rakete tritt die Angara 1 mit einem URM und einer Oberstufe. Die unzuverlässige Proton soll durch die Angara 5 ersetzt werden, mit fünf URMs in der ersten Stufe. Die vier äußeren Module dienen dabei als Booster. Kurz nach dem Start wird der Schub des Triebwerks im zentralen Modul auf 27 Prozent reduziert, so dass es bei Abtrennung der Booster noch mehr als die Hälfte des Treibstoffs hat und effektiv als zweite Stufe fungiert.

Die Angara hat keine Oberstufe

Bei normalen Nutzlasten kommt dazu noch eine weitere Stufe. Aber die russische Raumfahrtagentur Roskosmos ist dabei, ein neues, größeres Raumschiff zu entwickeln. Es wird die erste komplette Neuentwicklung seit der Einführung des Sojus-Raumschiffs in den 1960er-Jahren sein. Bei Flügen mit diesem Raumschiff wird die Angara keine Oberstufe haben. Dadurch fallen Risiken bei der Stufentrennung weg. Außerdem können alle Triebwerke beim Start am Boden gezündet und getestet werden, was der Sicherheit erheblich zugute kommen sollte.

Frei von Problemen ist die ganze Entwicklung bei Weitem nicht. Das fängt beim Bau an: Das Projekt kam immer wieder mit Korruption und Skandalen in die Schlagzeilen. Der Bau verzögerte sich um Jahre. Der Fall der Ölpreise und damit einhergehende Budgetprobleme führten zu Streiks und zur Nichtbezahlung von Arbeitern. Das ganze Projekt wurde zur Chefsache.

Neben Finanzen und Organisation hat Wostotschny auch geographische Probleme.

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