Pocket FM: Robuster Radiosender für Krisengebiete
Ein kleiner schwarzer Kasten aus Berlin soll freies Radio in Krisengebiete wie Syrien bringen. Im kommenden Jahr sollen die Baupläne für den robusten Radiosender auf Basis eines Raspberry Pi veröffentlicht werden - Bastler können also gespannt sein. Golem.de hat sich das Gerät angeschaut.
Das Radio ist häufig das letzte Medium, das bleibt. Im syrischen Bürgerkrieg stellen Soldaten das Internet in umkämpften Gebieten oft tagelang ab, um den Informationsfluss zu unterbinden. Und auch die Rebellen streuen gezielt Falschinformationen. Ein Team aus Berlin möchte, dass syrische Bürger Nachrichten hören können, die nicht von einer der Konfliktparteien stammen. Und auch ein wenig Unterhaltung bieten. Das Pocket FM genannte Projekt wird vom Auswärtigen Amt unterstützt und von der Berliner Medienentwicklungshilfeorganisation Media in Cooperation and Transition (Mict) maßgeblich betreut und weiterentwickelt. Bald sollen die Baupläne und die Software unter freier Lizenz zur Verfügung gestellt werden.
- Pocket FM: Robuster Radiosender für Krisengebiete
- Das Gerät kann nicht einfach vom Regime übernommen werden
Mit Pocket FM sollen Radiosignale in Regionen verbreitet werden, in denen es sich nicht lohnt, große Radiosender aufzustellen. Oder in denen die Regierung es nicht befürwortet, dass solche unabhängigen Sender existieren. In dem kleinen schwarzen Kasten steckt ein Raspberry Pi 2 Model B. Außen sieht man nur ein Display, einige Tasten, einen USB-Anschluss, einen Line-Eingang und einen Eingang für ein Satellitensignal. Außerdem gibt es einen Antennenanschluss und eine Stromversorgung. Das ganze Gerät steckt in einem massiv wirkenden Metallgehäuse und wiegt etwa 2 Kilogramm.
Wer in Syrien ein Radio betreibt, lebt gefährlich
Wer in Syrien einen Radiosender betreiben will, hat gleich mehrere Probleme: Erstens gehört das Land zu den gefährlichsten Ländern für Journalisten. Im vergangenen Jahr wurden dort 15 Journalisten getötet - viele von ihnen bei Kämpfen zwischen dem Regime und den Rebellengruppen. Reporter ohne Grenzen führt Syrien in der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 177 von 180 Ländern. Zweitens sind Radiosender sehr auffällig und leicht zu orten. Und drittens ist die Stromversorgung im Land problematisch und fällt oft aus. Bei diesen Rahmenbedingungen konnten die Entwicklungshelfer vom Mict nicht wie üblich Journalisten ausbilden, um die Lage im Land zu verbessern. Deshalb entwickelten sie Pocket FM.
Philipp Hochleichter, Projektleiter von Pocket FM, beschreibt die Idee hinter dem Gerät wie folgt: "Statt einem großen Sender benutzen wir einfach mehrere kleinere.". Denn wer viele kleine Sender benutze, könne genauso viele Menschen erreichen, trägt aber ein geringeres Risiko, entdeckt zu werden. Und: Wenn ein Gerät ausfällt, bleiben die anderen weiterhin aktiv.
Der kleine Radiosender ist nicht als klassisches Community-Radio konzipiert. Haupteinsatzzweck ist die lokale Verbreitung bestehender Sender in Krisenregionen. In Syrien ist das der Sender Syrnet, auf dem verschiedene Nachrichten gesendet werden. Das Programm wird von syrischen Journalisten gestaltet, die teilweise ebenfalls in Berlin leben. Die Inhalte von Syrnet werden auch von vielen lokalen Radiostationen wiederverwendet und neu zusammengestellt.
Das Gerät kann nicht einfach vom Regime übernommen werden |
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Ein "moderater" Terrorist ist dann einer, der nicht "Allahu akbar" schreit, wenn er dich...
Es geht ja nicht unbedingt um hohe Reichweite. Abgedeckt soll vielleicht in Dorf, ein...
Ich finde ein 20W-UKW-Sender mit einer maximalen Leistungsaufnahme von 60W ist ziemlich...
Ob das was bringt? Immerhin blockt die russische Armee ja vor Ort mit ihrem R-330ZH...