Refugee Hackathon: Hacken für die Menschlichkeit
Beim Refugee Hackathon haben Entwickler und Designer gemeinsam mit Flüchtlingen Apps entwickelt. Ziel ist ein besserer Dialog zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen. Doch auch mit ausgefeilter Technologie lässt sich die große Politik nicht korrigieren.
"Ich möchte nicht nur Bittsteller sein - ich möchte mich auch einbringen in dieses Land", sagt mir Amed beim Essen. Er ist vor einem Jahr aus Syrien nach Deutschland gekommen. Wir sitzen in einer weißen, hellen Lobby. An den Wänden hängen Plakate mit der Aufschrift "Refugees Welcome", außerdem zahlreiche Flipcharts mit Ideensammlungen, App-Konzepten und bunten Post-Its. Auf einem der Post-Its steht: "Was soll ich eigentlich meinen neuen deutschen Nachbarn kochen, wenn ich sie zum Essen einlade?" Um Dialog soll es gehen bei diesem Treffen, um Hilfe zur Selbsthilfe und eine bessere Organisation von Hilfsleistungen.
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Rund 200 Hacker, Grafiker und andere Freiwillige wollten das von Bundeskanzlerin Merkel in bestem Hacker-Credo ausgegebene Motto "Wir schaffen das" in die Tat umsetzen. Auf dem Refugee Hackathon in Berlin haben sie am vergangenen Wochenende an Lösungen zur Bewältigung der hohen Flüchtlingszahlen und für eine bessere Betreuung der Geflohenen gearbeitet - Codezeile für Codezeile. Dabei war es den Veranstaltern wichtig, nicht im luftleeren Raum zu agieren: Bereits am Freitag setzten sie sich mit Flüchtlingen, Vertretern verschiedener Flüchtlingsorganisationen und Helfern des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) zusammen, um Anforderungen zu definieren und Vorschläge zu sammeln. Viele der Projekte wollen die Logistik der Flüchtlingshilfe verbessern, andere wollen helfen, den Flüchtlingen Gehör zu verschaffen oder bessere Orientierung zu bieten. Begonnen hatte die Geschichte genau 54 Tage vor der Präsentation der Ergebnisse mit einem Tweet der Unternehmerin und Aktivistin Anke Domscheit-Berg.
Flüchtlinge und Einheimische zusammenbringen
Das Interpreteer-Projekt möchte freiwillige Übersetzer mit Flüchtlingen zusammenbringen. Menschen sollen sich über das Webinterface melden können, um sich etwa als Begleiter bei Amtsbesuchen, bei der Eröffnung eines Kontos oder anderen Aktivitäten zur Verfügung zu stellen. Wichtig sei es, eine Community um das Projekt zu entwickeln - doch da machen sich die Entwickler keine Sorgen. Gespräche mit den Flüchtlingsverbänden hätten gezeigt, dass eine solche Anwendung dringend notwendig sei.
Einige Projekte hatten sich schon vor Beginn des Hackdays zusammengefunden, andere bildeten sich spontan vor Ort. Vieles ist erst im Prototyp oder als Idee vorhanden. Die Teilnehmer stammen zumeist aus der Kreativen- und Entwicklerszene. Nach Angaben der Veranstalter sind sie nicht nur aus Berlin, einige sind aus Hamburg angereist oder aus NRW. Es sind jedoch auch einige Flüchtlinge vor Ort. Amed und andere helfen beim Realitätsabgleich, überprüfen Übersetzungen und Lesbarkeit der arabischen Schrift. Ein Problem, so das schon länger existierende Projekt Refugee Phrasebook, sei, dass westliche Layout-Programme arabische Schrift häufig falsch umbrechen würden - und damit unlesbar machen. Ein Fehler, der westlichen Programmierern und Helfern oft nicht auffällt.
Tausche Windeln gegen Bananen
Ein Bedarfsplaner soll zukünftig helfen, Spenden besser zu koordinieren und in einer Region zu verteilen. Allein in Berlin kümmern sich zahlreiche Initiativen, Ämter und Verbände um die Versorgung der Flüchtlinge. Mit dem Bedarfsplaner können die Helfer künftig ihren eigenen Bestand an Gütern wie Windeln, Shampoo und Schlafsäcken eintragen und öffentlich ihren Bedarf anmelden. Wenn sie Überschüsse im Lager haben, wird dies angezeigt und direkt ein passender Abnehmer im Stadtgebiet vorgeschlagen, der derzeit Bedarf hat.
Die Atmosphäre ist ruhig und wirkt nicht wie bei einer typischen Wochenendveranstaltung. Denn eigentlich sitzen alle Teilnehmer in kleineren Büros und Konferenzräumen an ihren Rechnern und schreiben eifrig Code, entwerfen Grafiken oder checken das Frontend der neu entwickelten Apps. Usability ist hier überall ein großes Thema, denn die Adressaten der Apps sind sehr unterschiedlich, etwa was ihre Bildungserfahrung und kulturellen Hintergründe angeht - deshalb soll alles möglichst intuitiv funktionieren.
Ein anderes Projekt ist Mapfix. Die Macher des Projekts wollen es ermöglichen, Flüchtlingen Karten mit wichtigen Anlaufstellen zur Verfügung zu stellen. Das können Ämter sein, Ärzte, Supermärkte oder Flüchtlingsinitiativen. Dazu nutzen sie Openstreetmap als Basis und arbeiten an einfach zu lesenden, interkulturell verständlichen Piktogrammen. Wichtig ist ihnen, dass die Karten einfach und gut lesbar ausgedruckt werden können. Bei der Präsentation der Ergebnisse drücken sie hoffnungsvoll auf den Drucken-Knopf. "Irgendwo sollte jetzt was passieren" - und tatsächlich springt der Drucker an der Rezeption an und druckt die erste Mapfix-Karte.
'Mit Pegida hatten wir keine Probleme' |
laut gaengigen Definitionen des Begriffs "Zensur" ja! nur ist das kein Problem. Weil...
Trotzdem verstehe ich deine Überschrift nicht. Gegen was? Davor musst du in Deutschland...
> zwangsverpflichteter Arbeitssklave. Das spricht schon Bände. Nebenbei verharmlost du...
Wer redet denn hier von Tomahawk Raketen? https://de.wikipedia.org/wiki/BGM-71_TOW TOW...