Nerds4Refugees: Programmieren für Flüchtlinge

Speakfree, RefuChat, HelpHelp2: Viele Entwickler programmieren ehrenamtlich Apps, die Asylsuchenden helfen sollen. Doch sie stehen sich dabei gegenseitig im Weg. Die Gruppe Nerds4Refugees will das ändern.

Artikel von Julia Ley veröffentlicht am
Nerds4Refugees: Programmieren für Flüchtlinge
(Bild: Julia Ley)

Das Smart Village liegt direkt hinter dem Münchner Finanzamt. Im dritten Stock eines Gewerbebaus liegt der Co-Working Space, der so aussieht, wie man sich Facebook in seinen Anfängen vorstellt: aus Holzpaletten gezimmerte Tische, Szene-Limo in Kästen, auf dem Tisch das Wort Welcome aus Deko-Buchstaben. Einmal wöchentlich trifft sich hier die Gruppe Nerds4Refugees. Drei ihrer Mitglieder stehen um einen Laptop herum und erklären, was sie antreibt. Sie wollen Programmierer vernetzen, die sich für Flüchtlinge engagieren.

Inhalt:
  1. Nerds4Refugees: Programmieren für Flüchtlinge
  2. Entwickler graben sich gegenseitig die Ressourcen ab

Dass das überhaupt nötig ist, zeigt, wie viel sich in der Szene gerade tut. Sprachlernprogramme wie Busuu und Icoon stellen ihre Dienste Flüchtlingen gratis zur Verfügung. Am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik der TU München entwickelt ein Team die App Refguide+, die Kommunen helfen soll, die wichtigsten Anlaufstellen für Flüchtlinge übersichtlich zusammenzustellen.

Mit HelpHelp2 können sich Spendenwillige auf einer Karte anzeigen lassen, welche Sachspenden wo entgegengenommen werden. Die App Refuchat will es Helfern erleichtern, mit Flüchtlingen zu kommunzieren, deren Sprache sie nicht sprechen. Ende Oktober soll in Berlin außerdem ein Refugee-Hackathon stattfinden, ein Wochenende lang programmieren dort Deutsche mit und für Flüchtlinge.

Eine Mischung aus Whatsapp und Tinder

Ein weiteres Produkt, das vielen Asylbewerbern helfen könnte, ist Speakfree. Ihrem Kogründer Gregor Amon ging es am Anfang gar nicht speziell um Flüchtlinge. Er hatte mit Freunden gewettet, wie schnell sie eine neue App auf den Markt bringen könnten. Es dauerte zwei Wochen. Speakfree funktioniert wie eine Mischung aus Whatsapp und Tinder: Das Programm erkennt über GPS, wo sich der Nutzer gerade befindet, und erstellt dann automatisch drei Kanäle, über die er mit anderen in der Umgebung chatten kann: Der erste Kanal erfasst Nutzer im Umkreis von einem Kilometer, der zweite innerhalb von 10 Kilometern und der dritte innerhalb von 100 Kilometern.

Der Vorteil dabei: Der Nutzer der App muss die anderen Chatter anders als bei Whatsapp nicht bereits kennen. Das ist besonders nützlich für Flüchtlinge, die andere Asylbewerber in ihrer Umgebung finden und sich mit ihnen austauschen wollen. Über die Sprachauswahl können sie eine von acht Sprachen auswählen, die App erstellt dann automatisch einen neuen Kanal. Und sie müssen sich nicht wie bei Tinder mit einem Facebook-Konto anmelden, geben also ihre Identität nicht preis. Statt des Namens wird nur ein Code angezeigt.

Die Idee, dass die App auch Flüchtlingen helfen könnte, kam Gregor Amon bei seinem Einsatz in einer Münchner Erstaufnahmestelle. Durch sie könnten Hilfsorganisationen Flüchtlinge schneller mit Informationen versorgen. Sie meldet wichtige Neuigkeiten einfach in einem der Kanäle.

Um die Verständigung zu erleichtern, bietet der Dienst jetzt auch eine Übersetzungsfunktion an: Postet eine Hilfsorganisation auf Deutsch oder Englisch, wird die Nachricht per Google Translate automatisch in die verschiedenen Nutzersprachen übersetzt.

Jeder Helfer braucht Helfer

Die Münchner Hilfsorganisation Diakonia hat bei der Entwicklung der App mitgeholfen und will sie in einer großen Münchner Erstaufnahmestelle bald flächendeckend ausprobieren. Laut Gründer Gregor Amon wird die App schon jetzt täglich zwischen 150- und 400-mal für iOS und Android heruntergeladen, Tendenz steigend. Zumindest in München scheint sie aber noch nicht wirklich angekommen zu sein. Bei mehrmaligen Versuchen von Golem.de war nie jemand in den Chatrooms online. Das könnte sich allerdings ändern, sobald die App von Diakonia eingesetzt wird.

Wie Amon sind viele Entwickler auf Hilfe von außen angewiesen. Denn fast jedes Produkt braucht die Unterstützung der Helfer-Szene, die ihre Dienste an den Flüchtling bringen. Und es braucht IT-Dienstleister, die Messaging-Dienste und Server gegen wenig Geld zur Verfügung stellen.

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Entwickler graben sich gegenseitig die Ressourcen ab 
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mfeldt 28. Okt 2015

Nein auch 80mm² sind eindeutig zu wenig! Es sollten schon mindestens 500.000mm² sein um...

Anonymer Nutzer 27. Okt 2015

zumindest helfen sich die Menschen untereinander, ohne, dass der Staat sich gross...

F4yt 23. Okt 2015

Es ist halt momentan (noch) in, sich als Nerd zu präsentieren und nerdige&#8220...

helper 23. Okt 2015

...war ja etwas komisch dargestellt ("Szene-Limo in Kästen")... Es handelt sich dabei um...



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