Segeln: Autonom auf dem Kurs der Mayflower

Ein Roboterschiff zum Jubiläum: 400 Jahre nach der Mayflower will eine britische Initiative erneut einen Segler auf die Reise über den Atlantik schicken. Diese Mayflower soll autonom segeln.

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Mayflower Autonomous Research Ship: wissenschaftliche Daten auf See sammeln
Mayflower Autonomous Research Ship: wissenschaftliche Daten auf See sammeln (Bild: Shuttleworth)

Ohne Pilgerväter über den Atlantik: Wissenschaftler der Universität von Plymouth wollen ein Schiff autonom den Atlantik überqueren lassen. Es soll auf dem Kurs der historischen Mayflower selbstständig nach Neuengland segeln.

  • Das Mayflower Autonomous Research Ship ist ein autonomer Trimaran. (Bild: Shuttleworth)
  • Das Schiff soll 2020 den Atlantik überqueren - unter Segeln und mit Elektromotor.  (Bild: Shuttleworth)
  • Ohne Besatzung konnte die Konstruktion optimiert werden. (Bild: Shuttleworth)
  • Das Boot soll unterwegs wissenschaftliche Daten sammeln und Navigationssoftware testen. (Bild: Shuttleworth)
Das Mayflower Autonomous Research Ship ist ein autonomer Trimaran. (Bild: Shuttleworth)

Das Mayflower Autonomous Research Ship, kurz: Mars, ist ein 32,5 Meter langer Trimaran. Entworfen wurde er von Wissenschaftlern aus Plymouth gemeinsam mit dem britischen Jacht-Design-Unternehmen Shuttleworth Design. Ein solches Mehrrumpfboot hat weniger Tiefgang und segelt schneller als ein Boot mit nur einem Rumpf. Unter Segeln schafft das Boot 20 Knoten, 37 Kilometer pro Stunde.

Die Segel können schnell gesetzt und eingeholt werden

Das Schiff hat zwei Masten, was - je nach Wind - drei Konfigurationen ermöglicht: beide Segel, die zusammen eine Fläche von 159 Quadratmetern haben, oder eines der beiden Segel einzeln. Jedes Segel wird mit nur einer Schot bedient, die Segel können schnell gesetzt und eingeholt werden. Verstaut werden sie unter Deck - so werfen sie keinen Schatten auf die Solarzellen auf dem Deck, die das Schiff mit Strom versorgen. Um ihre Fläche zu vergrößern, können sie ausgeklappt werden.

In einer Flaute dümpelt Mars nicht einfach auf den Wellen: Dann übernimmt ein Elektromotor den Antrieb. Die Höchstgeschwindigkeit unter Motor beträgt knapp 13 Knoten, rund 23 Kilometer pro Stunde. Wegen des Motors wurde die Bootsform gewählt: Ein Trimaran habe "die effizienteste Rumpfform für langsame Fahrt unter Motor", sagen die Jachtdesigner John und Orion Shuttleworth. Mit einer Geschwindigkeit von 5 Knoten, etwa 9 Kilometer pro Stunde, kann das Boot ohne Reichweitenbeschränkung fahren.

Der Rumpf hat wenig Windwiderstand

Da das Boot keine Besatzung habe, konnte das Boot stark optimiert werden. So müssen im mittleren Rumpf keine Mannschaftsunterkünfte untergebracht werden. Er ist sehr tief gehalten, damit die Wellen durch das Boot hindurchrollen können. So rollt das Boot weniger. Der Rumpf ist so konstruiert, dass er dem Wind möglichst wenig Widerstand bietet. Die Solaranlage hingegen befindet sich hoch genug über dem Wasser, um die Auswirkungen der Wellen möglichst gering zu halten.

Das Schiff wird sich mit dem Satellitennavigationssystem GPS orientieren. Es soll aber auch neue Navigationssoftware eingesetzt werden. Mars werde als Forschungsplattform eingesetzt und auf seiner Reise viele meteorologische und ozeanographische Experimente durchführen. "Es wird eine Testumgebung für neue Navigationssoftware und alternative Formen der Energieversorgung, die große Fortschritte in der Solar-, Wellen- und Segeltechnik beinhalten", sagt Kevin Jones von der Universität in Plymouth.

Autonome Segler scheitern auf dem Atlantik

Autonom gesegelt wird schon länger - meist aber auf Binnengewässern. In diesem Jahr haben zwei Teams versucht, im Rahmen der Microtransat Challenge den Atlantik von verschiedenen Seiten aus zu überqueren. Weit kamen sie beide nicht: Das Boot Snoopy des britischen Teams Joker startete am 18. März in England und lief zwölf Tage später auf Grund. Das A-Boat Time der US-Marine-Akademie setzte am 13. Juni vor der Halbinsel Cape Cod im US-Bundesstaat Massachusetts Segel. Ein Fischerboot zog es am 23. Juni vor der Küste von Nova Scotia in Kanada aus dem Wasser.

Die autonome Mayflower soll 2020 zu ihrer Atlantiküberquerung starten - dann hoffentlich mit mehr Erfolg. Das Projekt erinnert an die Mayflower, die 400 Jahre zuvor, im September 1620, mit 31 Mann Besatzung und 102 Passagieren von Plymouth aus in See stach. In zwei Monaten überquerte das Schiff den Atlantik und landete im November 1620 auf Cape Cod. Mars soll schneller sein: "Eine Atlantiküberquerung könnte bei optimalen Windbedingungen sieben bis zehn Tage dauern", sagt Brett Phaneuf von der Werft Msubs, die Mars bauen soll. "Aber, und das ist wichtig, wir könnten auch entscheiden, dass es sieben bis zehn Monate sind, damit das Schiff für die Wissenschaftler an Land Daten sammeln kann, ohne sich dabei um Nachtanken kümmern zu müssen, um Krankheit - oder Einsamkeit."

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