Test Woolfe: Rotkäppchen schwingt die Axt
Kein großer böser Wolf, sondern ein fieser kaltherziger Tyrann ist der Hauptgegner von Rotkäppchen in Woolfe - The Redhood Diaries. Folgerichtig greift die junge Dame in dem Indiespiel nicht nur beherzt zu den Waffen, sondern hat sich auch bei Assassin's Creed einiges an Beweglichkeit abgeschaut.
Märchenfiguren, die zu schweren Geschützen greifen, liegen im Trend. Ob in der TV-Serie Grimm oder im Kinofilm Hänsel & Gretel: Hexenjäger: Immer mehr klassische Figuren kommen in modernisierter und meist deutlich aggressiverer Form zurück. Die Entwickler der belgischen Grin Studios haben sich bei Woolfe aber noch von anderen Titeln inspirieren lassen. Spielerisch etwa von Assassin's Creed, optisch vor allem von American McGee's Alice.
In der fiktiven Stadt Ulrica, die an das viktorianische London erinnert, will Rotkäppchen den Tod ihres Vaters rächen und einen bösen Tyrannen zur Strecke bringen, der Leid und Elend über die Menschen gebracht hat. Vorher muss sie allerdings diverse Plattformen absolvieren, Rätsel lösen und Kontrahenten stoppen, etwa aggressive Zinnsoldaten oder Rattenfänger mit ihrer Meute.
Spielerisch ist das sehr linear: Rotkäppchen kann sich ähnlich wie in den Assassin's-Creed-Spielen an Vorsprüngen entlang hangeln, an Wachen vorbei schleichen oder über Hindernisse springen. Sie muss Schalter und Schlösser aktivieren, um neue Wege freizuschalten, und immer wieder unter Zeitdruck Hindernisse überwinden, giftigem Rauch ausweichen, schnell eine Plattform verlassen, bevor sie sinkt oder Feuer fängt, und das richtige Timing beim Überspringen tödlicher Fallen haben. Hinzu kommt der Kampf, der trotz mehrerer unterschiedlicher Attacken sehr einfach gehalten ist. Meist reicht das planlose Hämmern auf die Schlag-Taste.
Die Atmosphäre von Woolfe überzeugt: Die Außenwelt, aber auch die unterirdischen Kanäle sind schön anzusehen, die Musik ist stimmig, die englische Sprachausgabe, die die Geschichte teils in Reimen erzählt, durchaus liebevoll gestaltet. Allerdings trüben einige technische Mankos den Spaß: Die Kollisionsabfrage etwa ist immer wieder ungenau, zudem bleibt Rotkäppchen öfter an unsichtbaren Hindernissen hängen oder braucht mehrere Versuche, um einen Vorsprung zu erreichen.
Das kann auch deshalb frustrierend sein, weil die Checkpoints etwas willkürlich gesetzt sind. Hinzu kommen ein paar Grafikfehler und eine sehr kurze Spielzeit: Maximal drei Stunden sind nötig, um das Ende des Titels zu erreichen.
Woolfe - The Redhood Diaries ist für Windows-PC ab sofort bei Steam verfügbar und kostet rund 10 Euro. Im August 2015 wollen die Grin Studios bereits eine Fortsetzung präsentieren, zudem wird an Umsetzungen für Xbox One und Playstation 4 gearbeitet.
Fazit
Ein tolles Szenario, sehenswerte Schauplätze, viel Atmosphäre - aber leider ein paar Mängel bei der technischen Umsetzung: Woolfe hätte eine absolute Empfehlung für Freunde von Spielen wie American McGee's Alice werden können. Letztlich ist es aber doch nur ein solider, sehr kurzer Plattformer geworden, der aber immerhin einige sehenswerte Momente zu bieten hat.
Aus der Abwesenheit einer Erwähnung im Artikel die Abwesenheit des Merkmals abzuleiten...
Ihr habt beide recht mit euren Beiträgen. Das es nur noch Open World Games gibt die...
Tja, aber was meinst Du denn dann? Die Einschränkung macht es irgendwie schwierig, weil...
Da unterschreibe ich mit. Beide Spiele zähle ich zu meinen All-Time-Faves.