Sofia: Der fliegende Blick durch den Staub

Sofia ist ein fliegendes Teleskop, das das DLR zusammen mit der Nasa betreibt. Derzeit wird die umgebaute Boeing 747 in Hamburg generalüberholt. Golem.de durfte einen Blick in das ausgeweidete Flugzeug werfen.

Artikel von veröffentlicht am
Forschungsflieger Sofia: noch 20 Jahre fliegen
Forschungsflieger Sofia: noch 20 Jahre fliegen (Bild: C. Thomas/Nasa)

Säßen in dieser Boeing Passagiere, würden sie sich wundern: Statt auf das Rollfeld hinunterzuschauen, fiele ihr Blick auf die Bäuche von Menschen, die vor ihrem Fenster vorbeigingen. Allerdings sitzt in diesem Flieger niemand.

Schon im Normalfall nicht: Die Clipper Lindbergh fliegt nämlich schon lange keine Passagiere mehr von A nach B. Zwischen 1997 und 2007 wurde das Flugzeug von der US-Raumfahrtbehörde National Aeronautics and Space Administration (Nasa) und dem Deutschen Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt zu einem Forschungsflugzeug umgebaut. Das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie, kurz Sofia, ist ein fliegendes Teleskop, mit dem Forscher in über 10 Kilometern Höhe die Sterne beobachten.

Ehrenrunde über Fuhlsbüttel

Seit dem 28. Juni 2014 ist das Forschungsflugzeug in der Obhut von Lufthansa Technik (LHT) in Hamburg. Für die Ankunft hatten sich DLR und Nasa etwas Besonderes ausgedacht: ein Fly-By-Manöver. Die Maschine fuhr das Fahrwerk aus und setzte zur Landung an. Kurz vor dem Aufsetzen startete der Pilot noch einmal durch und drehte noch eine Runde über dem Flughafen Fuhlsbüttel. Erst dann landete er.

  • 28. Juni 2014: Sofia ist auf dem Hamburger Flughafen für den D-Check eingetroffen. (Foto: Jan Brandes/Lufthansa Technik)
  • Sofia eine eine zum Forschungsflugzeug umgebaute Boeing 747SP, die in Kalifornien stationiert ist. (Foto: Nasa)
  • Im Rumpf ist ein Infrarot-Telekop eingebaut, mit dem Forscher in 12 Kilometern Höhe den Himmel beobachten. (Foto: C. Thomas/Nasa)
  • Hinter dem Tor, das wird um den Rumpf herum aufgefahren wird, sitzt das Teleskop. (Foto: Tony Landis/Nasa)
  • Es ist an einem schweren Druckschott aufgehängt. (Foto: Tony Landis/Nasa)
  • Das Schott trennt die Teleskop-Cavity von der Kabine, in der sich Mannschaft und Wissenschaftler aufhalten. (Foto: Tom Tschida/Nasa)
  • Derzeit wird das Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie in Hamburg generalüberholt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Betrieben wird das Forschungsflugzeug vom DLR und der Nasa. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Form des Rumpfes wurde für das Tor verändert - damit kein Ton wie bei einer Querflöte entstehe, sagt Heinz Hammes vom DLR. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Nicht auf den ersten Blick erkennbar: Das Gerüst umhüllt das Seitenleitwerk. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Boeing 747 lagert auf einem Gerüst. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Denn das Fahrwerk ist abmontiert, ebenso die Triebwerke. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Drinnen ist alles ausgeräumt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Sie hätten abgemacht, was man abgemacht werden könne, sagt Andreas Britz von Lufthansa Technik. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Sogar das Cockpit wurde ausgeräumt - dort muss ein Spant ausgetauscht werden. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Im Rumpf: Hinter dem Gerüst ist das Druckschott zur Cavity zu erkennen. Es ist die runde blaue Struktur. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Teleskop - das "Allerheiligste des Sofia-Observatoriums", sagt Alfred Krabbe vom Deutschen Sofia Institut (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Blick von innen auf das Schiebetor. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Arbeiten sollen bis Mitte November 2014 andauern . Danach soll Sofia wieder fast wie neu sein. (Foto: Nasa)
28. Juni 2014: Sofia ist auf dem Hamburger Flughafen für den D-Check eingetroffen. (Foto: Jan Brandes/Lufthansa Technik)

Gerade wird die fliegende Sternwarte einem sogenannten D-Check unterzogen, einer Grundüberholung, bei der sämtliche Komponenten des Flugzeugs eingehend überprüft werden. "Wir zerlegen den Flieger so ziemlich in seine Einzelteile, bis auf das Gerüst", erzählt Andreas Britz, LHT-Projektmanager für die Generalüberholung der Sofia, im Gespräch mit Golem.de in einem Hangar auf dem Flughafengelände.

Schutz vor Vogeldreck

Die Boeing 747SP steht neben einem Airbus A330-300 und einer zweiten Boeing 747. Strenggenommen steht das Flugzeug gar nicht. Es liegt auf einem Gerüst. Das Fahrwerk fehlt, es steht neben der Maschine und den ebenfalls abmontierten Triebwerken. Um das Flugzeug verläuft ein Gerüst, etwa einen Meter unterhalb der Bullaugen. Über die Oberseite des Rumpfes ist eine Plane gebreitet, die das Flugzeug vor Vogeldreck schützen soll, in der Fachsprache Bird Poo Protection oder BP genannt. Erst beim zweiten Hinsehen findet der Blick inmitten des silbern glänzenden Gerüsts über dem Heck das Seitenleitwerk.

Drinnen sieht ist es nicht besser aus: In diesem Flugzeug sitzt derzeit niemand - es gibt keine Gelegenheiten, um darauf Platz nehmen. Ja nicht einmal mehr einen Boden, um darauf zu laufen. Kein weißer Kunststoff mehr an den Wänden. Stattdessen liegt das bloße Gerüst des Flugzeugs frei. Laufplanken sind auf den Boden gelegt. Von den Seitenwänden baumeln Kabel oder verlaufen in armdicken Bündeln an der Innenseite der Kabine entlang. Über dem Kopf sind die Stahlseile sichtbar, die Leitwerke und Landeklappen bewegen. Die vorherrschende Farbe ist das Grün des Korrosionsschutzes. Überall steht Arbeitsgerät herum.

"Alles, was man abmachen kann, haben wir abgemacht", resümiert Britz. Und dabei einiges gefunden.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Betagter Flieger 
  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4. 4
  5. 5
  6. 6
  7.  


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
20 Jahre Far Cry
Das deutsche Grafikwunder

Mit Far Cry feierte der deutsche Entwickler Crytek 2004 ein viel beachtetes Debüt. Kann der Südsee-Shooter auch 20 Jahre später noch beeindrucken?
Von Benedikt Plass-Fleßenkämper

20 Jahre Far Cry: Das deutsche Grafikwunder
Artikel
  1. Softwareentwicklung: Events und APIs mit DDD entwerfen
    Softwareentwicklung
    Events und APIs mit DDD entwerfen

    Anforderungen an Software ändern sich schneller als je zuvor. Damit Entwickler da mitkommen, sollten sie Domain-driven Design nutzen. Wie das geht, zeigen wir an einem Beispiel.
    Von Annegret Junker

  2. KI-PCs: Microsoft erwartet von NPUs mindestens 40 TOPS
    KI-PCs
    Microsoft erwartet von NPUs mindestens 40 TOPS

    Der in Windows integrierte Copilot soll wesentliche KI-Funktionen künftig lokal auf der NPU und nicht mehr in der Cloud ausführen.

  3. Elektromobilität: Warum der Elektroauto-Hype erst anfängt
    Elektromobilität
    Warum der Elektroauto-Hype erst anfängt

    In den vergangenen Wochen konnte man den Eindruck gewinnen, als sei das Elektroauto schon abgeschrieben. Doch das scheint eine typisch deutsche Debatte zu sein.
    Eine Analyse von Friedhelm Greis

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Super Sale bei Alternate • MindStar: AMD Ryzen 9 7900 339€, MSI RTX 4080 Super Ventus 3X OC 1.099€ • Alternate: DeepCool LS520 76,89€, Corsair RM850x 2021 124,90€ und 750x 109,90€, ADATA 64-GB-Kit DDR5-6000 206,89€ • Gratis-Zugaben PS5 Slim & Nintendo Switch OLED beim TV-Kauf [Werbung]
    •  /