Virtuelle Währung im Alltag: Koofen im Kiez - mit Bitcoin

In Berlin-Kreuzberg steht der wohl erste Bitcoin-Geldautomat Deutschlands. Der Kiez soll besonders Bitcoin-freundlich sein. Wir haben uns dort umgesehen.

Artikel veröffentlicht am ,
Im Room 77 in Berlin-Kreuzberg steht ein Bitcoin-Automat.
Im Room 77 in Berlin-Kreuzberg steht ein Bitcoin-Automat. (Bild: Jörg Thoma/Golem.de)

Der bekannteste Bitcoin-Kiez Deutschlands liegt in Berlin-Kreuzberg. Dort soll es zahlreiche Läden geben, in denen mit der Kryptowährung bezahlt werden kann - das Schild mit dem Bitcoin-Logo klebt an mehreren Geschäften. Neuerdings steht auch Deutschlands angeblich erster Bitcoin-Geldautomat im Kiez. Doch ganz problemlos lässt sich die virtuelle Währung nicht überall ins analoge Geschäftsleben integrieren.

Inhalt:
  1. Virtuelle Währung im Alltag: Koofen im Kiez - mit Bitcoin
  2. Touristenattraktion Bitcoin-Kiez

Jörg Platzer betreibt das Room 77 im sogenannten Bitcoin-Kiez Kreuzberg. Er ist Hacker und erklärter Bitcoiner. Jeden ersten Donnerstag im Monat trifft sich in seiner Kneipe die Berliner Bitcoin-Gemeinde. Dort gibt es selbstgemachte Burger und Texmex - zahlbar in Bitcoin.

Der Automat steht in schummerigem Licht auf einem kleinen Podest aus Holzbrettern, neben Sitzkissen aus Leder vor der Musikanlage. Auf einem A4-Zettel an der Wand ist zu lesen: Open Access Local Bitcoin Community Hardware Trading Plattform - kurz OALBCHTP. Er ist als lokale Börse gedacht, bei der Platzers Gäste Euro in bar einzahlen und dafür Bitcoins erhalten. "Das ist die Geburt eines hochkomplexen globalen Systems", sagt Platzer. Noch liege das aber "nicht mal in seinen Windeln und macht gerade die ersten Bäuerchen".

  • Das Room 77 im Bitcoin-Kiez (Bilder: Jörg Thoma/Golem.de)
  • Der Inhaber von Room 77 Jörg Platzer ist erklärter Bitcoiner.
  • Im Room 77 lässt sich mit der virtuellen Währung bezahlen.
  • Bitcoin-Fans treffen sich dort immer am ersten Donnerstag eines Monats.
  • Das Room 77 ist eine Art reale Bitcoin-Börse.
  • Der Bitcoin-Automat war zunächst unter einer Decke versteckt.
  • In dem Teegeschäft nebenan lässt sich auch mit Bitcoins einkaufen.
  • Im Computerladen hingegen werden keine Bitcoins mehr akzeptiert.
  • In einem Plattenladen konnte auch mit Bitcoins gezahlt werden. Den gibt es aber nicht mehr.
Das Room 77 im Bitcoin-Kiez (Bilder: Jörg Thoma/Golem.de)

Automat mit Macken

Tatsächlich funktioniert an diesem Abend der Bitcoin-Automat nicht, das integrierte Tablet mit der Steuerungssoftware fährt nicht hoch. Das WLAN ist nicht schuld. Ein befreundeter Experte muss das Tablet neu flashen, zu viele Log-Files haben es lahmgelegt.

Für den Automaten hat der Hersteller Lamassu eine eigene Ubuntu-Version für die ARM-Plattform zusammengestellt, auf der die für Node.js geschriebene Bitcoin-Software läuft. Vor der eigentlichen Bitcoin-Software stehe noch eine Null, sagt Platzer. Aktuell sei Version 0.8.6, die Probleme mit gefälschten Transaktionen beheben soll. Jetzt Stabilität zu erwarten in Bezug auf Wechselkurse oder die gleichen Ansprüche zu stellen wie an professionelle alteingesessene Dienstleister, sei absurd.

Das Tablet ist ein Nexus 7 der ersten Generation, das mit dem Automaten ausgeliefert wird. Es wird in einem Metallrahmen auf der Innenseite der massiven Stahltür des Automaten fixiert. Darunter sind der Geldschlitz und eine Einbuchtung mit einem Scanner für QR-Codes.

Gegenwärtig lassen sich mit der Maschine nur Bitcoin auszahlen. Später solle die Software Transaktionen über einen Bitcoind-Server abwickeln, sagt der Hersteller Lamassu. Dann soll es möglich sein, sie auf dem Tablet selbst zu konfigurieren, so dass auch der Handel mit anderen Kryptowährungen wie Litecoin oder Zerocoin möglich sei. Weltweit sind inzwischen 200 Bitcoin-Automaten von Lamassu aufgestellt. Für einen Automaten verlangt Lamassu 5.000 US-Dollar. Der Hersteller akzeptiert auch Bitcoin als Zahlungsmittel für seine Maschinen. Die Kryptowährung wird sogar bevorzugt.

Zahlen mit Bitcoin

Das Tablet ist repariert, doch wieder funktioniert Platzers Automat nicht. Diesmal ist es ein DDoS-Angriff auf Bitcoin, der ihn lahmlegt. Er ist zwar als rein lokale Börse gedacht und Platzer hat auf dem Tablet sein Bitcoin-Wallet registriert. Die Bitcoin darauf gehören ihm. Aber seine Wallet-Software muss Zugang zum Blockchain bekommen, damit die Transaktionen auch dort ordentlich registriert werden. Der gesamte Blockchain wird nicht heruntergeladen, stattdessen greift die Software auf Blockchain.info zu und dessen Webseite ist nicht immer erreichbar. Problemlos funktioniert immerhin das Zahlen mit Bitcoin.

Etwa zehn Prozent seines Umsatzes mache Room 77 inzwischen mit der virtuellen Währung, sagt Platzer. Gäste können am Tresen per Smartphone ihr Essen mit Bitcoin bezahlen. Er müsse sich mittlerweile Gedanken über die Versteuerung des "privaten Zahlungsmittels" machen, sagt Platzer. So stuft die deutsche Bankenaufsicht virtuelle Währungen ein. Ein Teil seiner täglichen Bitcoin-Einnahmen geht an einen Händler. Den Rest behält Platzer oder gibt es in dem Kreis der Bitcoin-Anhänger aus, der sich in dem Kiez rund um seine Kneipe etabliert hat.

Unter bitcoinkiez.de sind acht blaue Fähnchen auf einer Karte zu sehen. Jedes soll ein Geschäft markieren, in dem mit Bitcoin bezahlt werden kann, alle liegen in der Nachbarschaft von Platzers Room 77. Doch nicht bei allen funktioniert das Bitcoin-Geschäft so reibungslos wie bei Platzer.

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Touristenattraktion Bitcoin-Kiez 
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Test_The_Rest 03. Mär 2014

Im Text wird auch erwähnt, daß der Ladenbesitzer Hacker ist -.- Was hackt der denn...

gorsch 27. Feb 2014

Also erstmal hat das garnichts mit dem zu tun, was ich geschrieben habe. Die Volatilität...

pholem 27. Feb 2014

https://twitter.com/ConanOBrien/status/435273030927802368

zerocoolz 27. Feb 2014

ganz genau mein gedanke : D es ist so einfach... also wenn mich jemand fragt - "hey...



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