Test Ryse: Bildgewaltiges und brutales Römer-Spektakel
Der Rachefeldzug des Römers Marius Titus ist technisch famos, auch die Geschichte samt ihren Charakteren gefällt. Die eigentliche Spielmechanik des Xbox-One-Exklusivspiels Ryse aber ermüdet auf Dauer, da sie zu wenig fordert und ihre Inszenierung sich abnutzt.
Der Legionär Marius Titus verzieht keine Miene, während er sein Gladius-Kurzschwert in den Rücken des halbnackten Barbaren rammt, und auch als die Kante seines Scutum-Turmschildes seinem am Boden liegen Kontrahenten das Genick bricht, zeigt der Soldat keine Regung. Sein einziger Gedanke ist Rache - Rache an jenen, die seine Familie auf dem Gewissen haben. Titus ist ein Sohn Roms, aber unter der Herrschaft von Kaiser Nero ist das Reich schwach und wird von den Kelten aus dem Norden überrannt.
- Test Ryse: Bildgewaltiges und brutales Römer-Spektakel
- Simples Kampfsystem und Gewalt in Zeitlupe
Das ist zwar historisch alles andere als korrekt, mit der römischen Geschichte nimmt es Entwickler Crytek im Exklusivspiel für die Xbox One ohnehin nicht allzu genau. So trägt Titus immer einen Helm mit dem typischen, längs verlaufenden Kamm aus gefärbtem Pferdehaar - obgleich er im Verlauf der Handlung lange die Position eines Centurio bekleidet, bei dem der Kamm quer über den Helm verläuft. Die rund zehn Jahre umspannende Handlung von Ryse erzählt das Spiel zumeist in eindrucksvollen Zwischensequenzen, welche nicht selten überraschende Wendungen aufzeigen, jedoch nie die Rachegeschichte aus den Augen verlieren.
Klischees in modernem Gewand
Im gesteckten Rahmen wirken die Charaktere überzeichnet, aber glaubhaft - dies gilt auch für das virtuelle Rom. Britannia allerdings wird als düstere Provinz voll rebellischer Barbaren dargestellt, die Felle und Tiermasken tragen und von denen es nur gut eine Handvoll Variationen gibt. Ausnahmen sind die für die Handlung relevanten Figuren, die von ihren eigenen Motiven getrieben werden und entsprechend detailliert gestaltet sind. Dies wird von den guten Sprechern und den für jeden Hauptcharakter typischen Gesten sowie eigener Mimik unterstrichen.
Wie von Crytek gewohnt, überzeugt Ryse in erster Linie technisch: Der Titel wird zwar in 1.600 x 900 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde berechnet, wirkt aber nur leicht unscharf. Dies gibt den Entwicklern die Möglichkeit, mehr Rechenleistung für die eigentliche Grafik zu nutzen. Die acht großen Spielabschnitte - darunter das Kolosseum, die britische Küste, ein dichter Wald und düstere Höhlen - könnten auch aus Gladiator oder Der Herr der Ringe stammen, eine gewisse Ähnlichkeit zu den beiden Filmen ist nicht ohne Grund gegeben. Crytek ist das Kunststück gelungen, greifbare Umgebungen zu erschaffen, die vor Details nur so strotzen.
Cryengine für die Xbox One
Aus dem stimmigen Gesamtwerk ragen die Charaktere und die Effekte heraus: Titus' Rüstung etwa schimmert im Licht, die einzelnen Spangen des Lorica Segmentata verschieben sich physikalisch korrekt bei Bewegungen und die Lederstreifen wippen. Selbst Feinheiten wie die mit Nägeln beschlagenen Sohlen der Sandalen hat Crytek nicht vergessen. Das Zusammenspiel aus Beleuchtung, filmischer Unschärfe und einer leichten Körnung lässt das alte Rom wieder lebendig werden - umso ärgerlicher, dass die Entwickler diese Perfektion nicht durchhalten.
Simples Kampfsystem und Gewalt in Zeitlupe |
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In diesem Sinne: http://www.der-postillon.com/2013/11/archaologischer-fund-belegt-fruhe...
die cryengine war und ist schon immer sehr gut programmiert und läuft auch auf systemen...
Aber Crysis 3 war dafür so langweilig..
Motion Blur zieht mehr Performance, zumindest bei den Spielen, die ich kenne. Wenn man...