Planetenforschung: Wellen auf dem Saturnmond Titan

Zum Surfen reicht es zwar nicht. Doch sollten sich die Beobachtungen eines US-Planetologen bewahrheiten, hat die Sonde Cassini erstmals Wellen auf einem fremden Himmelskörper fotografiert.

Artikel veröffentlicht am ,
Nordpol des Saturn-Mondes Titan: Seen aus flüssigem Methan
Nordpol des Saturn-Mondes Titan: Seen aus flüssigem Methan (Bild: NASA/JPL-Caltech/ASI/USGS)

Gibt es Wellen auch auf anderen Himmelskörpern? Die Sonde Cassini hat auf Titan das Glitzern von Sonnenlicht erfasst. Es wären die ersten Wellen, die außerhalb der Erde gesichtet wurden, berichtet die Fachzeitschrift Nature.

  • Künstlerische Darstellung der Sonde Cassini vor Titan. (Bild: NASA/JPL-Caltech)
  • Titan ist der größte Miond von Saturn.  In der Nordpolregion des Mondes ... (Bild: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute)
  • ... gibt es Seen, die mit flüssigen Kohlenwasserstoffen wie Methan gefüllt sind. (Bild: NASA/JPL-Caltech/ASI/USGS)
  • Die Seenlandschaft von oben: Es gibt Hinweise, dass sich auf der Oberfläche der Seen kleine Wellen bilden. (Bild: NASA/JPL-Caltech/SSI/JHUAPL/Univ. of Arizona)
Künstlerische Darstellung der Sonde Cassini vor Titan. (Bild: NASA/JPL-Caltech)

Titan ist der größte Mond des Planeten Saturn. Auf Titan gibt es mehrere Seen - auf der Oberfläche von einem, Punga Mare, hat Cassini in den Jahren 2012 und 2013 das verräterische Blinken entdeckt. Dafür seien winzige Kräuselungen verantwortlich, erklärt Jason Barnes.

Leicht gekräuselt

Der Planetologe von der Universität in Moscow im US-Bundesstaat Idaho stellt seine Entdeckung auf der Lunar and Planetary Science Conference vor, die in dieser Woche in The Woodlands im US-Bundesstaat Texas stattfindet. Die Wellen, so berechnete er, seien allerdings sehr niedrig. Vielleicht seien sie nur um die 2 Zentimeter hoch - deutlich zu niedrig, um auf dem Mond zu surfen.

Das Glitzern, das Cassini fotografiert habe, gleiche jenem, das aus einem Flugzeug zu sehen sei, wenn es in der Abenddämmerung über ein Gewässer fliege. Das Glitzern sei auf vier Pixeln heller, als es von einer Sonnenreflexion auf einer glatten Oberfläche zu erwarten sei, sagte Barnes auf der Konferenz. Daraus schließt er, dass es sich um Wellen handele.

Reflexionen auf Ligeia Mare

Im vergangenen Jahr hatten Forscher um den Planetologen Jason Hofgartner von der Cornell Universität in Ithaca im US-Bundesstaat New York schon einmal eine helle Reflexion auf dem See Ligeia Mare entdeckt, das auf später aufgenommenen Fotos nicht zu sehen war. Auch Hofgartners Team spekulierte, ob es sich um Wellen handelte.

Die Seen sind nicht mit Wasser, sondern mit Kohlenwasserstoffen wie Methan oder Ethan gefüllt, die wegen der Temperaturen von -180 Grad Celsius flüssig sind. Cassinis Bilder sind die ersten, die Hinweise auf Bewegungen auf den Seen geben. Bisher hatten diese eher so glatt wie Glasflächen ausgesehen. Ein Grund könnte sein, dass die flüssigen Kohlenwasserstoffe zähflüssiger sind als Wasser.

Wind zu schwach

Ein andere Erklärung könnte sein, dass der Wind auf Titan - der Mond hat eine Atmosphäre - nicht stark genug ist, um die Seeoberflächen deutlicher zu kräuseln. Eine Zusammenhang könnte auch mit der Jahreszeit bestehen: Derzeit herrscht auf Titan noch Winter. Planetologen glauben, dass der Wind mit dem Frühling zunehmen werde.

Stimmt die Annahme, müsste Cassini künftig mehr Glitzern auf den Titan-Seen sehen: Der Frühling auf Titan bricht nämlich nach einem langen Winter an. Ein Jahr auf Saturn und seinen Monden dauert 29 Erdenjahre. Cassini befindet sich seit 2004 im System des Saturn, hat also noch keinen Frühling dort erlebt.

Farbbilder von der Erde

Die Sonde soll noch bis 2017 um den Saturn kreisen und dann auf dem Planeten abstürzen. Allerdings wurde die Mission bereits mehrfach verlängert. Im Juli 2013 nahm Cassini spektakuläre Farbbilder von der Erde und dem Mond aus etwa 1,5 Milliarden Kilometern auf. Auf den hochauflösenden Aufnahmen erscheint die Erde als fahlblauer Punkt, daneben der Mond als kleinerer, heller Punkt.

  • Nur ein fahler blauer Punkt: Erde und Mond, ...  (Foto: Nasa/JPL-Caltech/Space Science Institute)
  • ... aufgenommen aus der Nähe des Saturns. (Foto: Nasa/JPL-Caltech/Space Science Institute)
  • Zwei Persepktiven auf die Erde: vom äußeren Teil des Sonnensystems, links, und aus dem Orbit des innersten Planeten, des Merkurs. (Foto: Nasa/JPL-Caltech/Space Science Institute, links, und Nasa/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Carnegie Institution of Washington, rechts)
  • Alle Bilder - hier noch eines von Cassini - wurden am 19. Juli 2013 aufgenommen. (Foto: Nasa/JPL-Caltech/Space Science Institute)
  • Die Sonde konnte die Erde nur deshalb fotografieren, weil der Saturn die Sonne verdeckt. (Foto: Nasa/JPL-Caltech/Space Science Institute)
... aufgenommen aus der Nähe des Saturns. (Foto: Nasa/JPL-Caltech/Space Science Institute)

Unser Planet lässt sich von den äußeren Regionen des Sonnensystems aus nur schwer fotografieren: Von dort aus gesehen ist die die Erde in der Nähe der Sonne. Wird die Kamera eines Raumfahrzeuges auf die Sonne gerichtet, kann das grelle Licht den Sensor der Kamera schädigen. Cassini stand zu dem Zeitpunkt aber so, dass der Saturn die Sonne verdeckt.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Jesterfox 21. Mär 2014

Hm, wenn das Gesamtbild mit dem Saturn links unten und Erde + Mond unterhalb der Ringe...

JensM 21. Mär 2014

Schade, dass die dort nicht flüssig sind. Wer wollte nicht schon immer mal in Diamanten...

Lemo 21. Mär 2014

Frag mal einen Provider, deren Support wird dir bestimmt erzählen im All sei eben keine...

Flasher 20. Mär 2014

Er meint wohl eher den Jupitermond Europa, unter dessen Eiskruste ein riesiger Ozean...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Sport und Gesundheit
Massive Anwenderkritik am neuen Garmin Connect

Unübersichtlich, zu viele Klicks: Die neue Version von Garmin Connect kommt bei Nutzern auffällig schlecht an.

Sport und Gesundheit: Massive Anwenderkritik am neuen Garmin Connect
Artikel
  1. Apple: Tim Cook muss kein Vision-Pro sein
    Apple
    Tim Cook muss kein Vision-Pro sein

    Apple wird oft vorgeworfen, unter Tim Cook langweilig geworden zu sein. Aber braucht Apple wirklich Produkte wie das Vision Pro?
    Ein IMHO von Tobias Költzsch und Daniel Ziegener

  2. Balkonkraftwerke: VDE legt in Kürze neuen Vorschlag für Produktnorm vor
    Balkonkraftwerke
    VDE legt in Kürze neuen Vorschlag für Produktnorm vor

    Noch immer ist offen, welche technischen Anforderungen für Balkonkraftwerke künftig gelten sollen. Ein neuer Entwurf dazu kommt in wenigen Tagen.

  3. Point-to-Multipoint: Swisscom muss wegen Netztopologie Millionenstrafe zahlen
    Point-to-Multipoint
    Swisscom muss wegen Netztopologie Millionenstrafe zahlen

    Der kleine Internetanbieter Init7 hat einen Sieg gegen Swisscom errungen. Durch den Streit sind seit Jahren 500.000 fertige FTTH-Zugänge blockiert. Doch Init7 will symmetrische 25 GBit/s.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    Daily Deals • Gigabyte GeForce RTX 4070 Ti zum Tiefstpreis • MediaMarkt: Asus Gaming-Laptop 999€ statt 1.599€ • Anker USB-Ladegeräte -45% • OLED-TV von LG 54% günstiger • Gamesplanet Spring Sale [Werbung]
    •  /