Science-Fiction: Per Anhalter durch die Bibliothek
Der Mensch erobert den Weltraum und mit ihm seine Bücher. Was uns Erzählungen wie Der Marsianer und der Hitchhiker's Guide über Posthumanismus erzählen.
Es war einmal eine Zeit, in der man dem Mars viel zugetraut hat. Erst waren da die gigantischen Gitternetzmuster, die man für Kanäle hielt. Von den Kanälen schloss man auf wunderbare technologische Standards, man begann damit, den Mars als den älteren Bruder der Erde zu begreifen. Manche erträumten sich dort eine utopische Zukunftsgesellschaft, wie wir sie in Sophus Michaelis' Stummfilm Himmelskibet (1918) vorfinden. Pazifistische, vegetarische, ja: bisweilen sogar dezidiert feministische Gemeinschaften - man lese nur den 1893 erschienenen Roman Unveiling a parallel von Alice Ilgenfritz Jones und Ella Marchant - bevölkern den Mars.
- Science-Fiction: Per Anhalter durch die Bibliothek
- Kann der Mensch außerirdisch denken?
- Im Widerspruch zur Mediengeschichte
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- Vom Hitchhiker's Guide zur Encyclopaedia Galactica
- Im Weltall Bücher machen
Früh fanden sich auch schon die Mahner, die in der Überlegenheit der Marsianer ein Bedrohungspotenzial ausmachten. Kurd Laßwitz' grandioses Kontakt-Epos Auf zwei Planeten zum Beispiel - und natürlich H.G. Wells' War of the Worlds (beide erschienen 1897).
Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Marskanäle gar keine Kanäle waren, sondern optische Täuschungen, blieb die fantastische Marswelt dennoch der menschlichen Vorstellung erhalten und fand im Space Pulp, bei Edgar Rice Burroughs und Leigh Brackett ein neues Zuhause. Erst 1965, als Mariner 4 uns die ersten Nahaufnahmen von der toten Marsoberfläche übermittelte, zerbrach diese Welt.
An ihre Stelle trat die Überzeugung, dass der Mars nicht besiedelt, aber immerhin mit einer Marskolonie zu besiedeln sei. Damit überzog den Roten Planeten die Ideologie der Machbarkeit. Der Mars ist seitdem nur noch unter Berücksichtigung des Maßes an Einsatz zu erzählen, das es braucht, um ihn zu einer zweiten Erde zu machen. Solange er Mars bleibt, stört er, ist er im Weg. Sich gegen ihn zu behaupten, ihn sich zu unterwerfen, eben: ihn zu kolonisieren, zeugt von Heldentum. Die äußerste Form dieses naiven Heroismus aber ist bekanntlich die Robinsonade.
An The Martian stört nur der Titel
Und da wären wir bei jenem Text, mit dessen Verfilmung sich die Feuilletons in den kommenden Monaten auseinandersetzen werden, bei Andy Weirs The Martian. Es handelt sich um ein Dokument schonungsloser Ehrlichkeit, an dem nur der Titel stört. Denn der versehentlich auf dem Mars zurückgelassene Astronaut Mark Watney ist alles, aber kein Marsianer.
Bei allem, was er tut, bleibt er ein Erdbewohner, der in widriger Umgebung das Recht des Menschen auf Unverwüstlichkeit durchsetzt und damit demonstriert, dass die "Vererdung" des Mars eben durchaus machbar wäre. Der gesamte erzählerische Aufwand richtet sich auf die technologische Plausibilisierung dieses Überlebens, was Weir viel Lob vonseiten der Weltraumforschung sowie das Missverständnis eingebracht hat, es handle sich bei The Martian um gelungene Science-Fiction.
Kann der Mensch außerirdisch denken? |
aha, muss wohl mal schnell zu OSX & Windows Konvertieren, Stereotypen sind dazu da...
Der sympathische Sheldon ist aber Physiker und kein Philosoph. Ich halte es für...
http://xkcd.com/1536/ Trifft es ganz gut ;)
Ja, der Einzige bin da.