UniOS

Zu schön, um wahr zu sein

Windows, Mac OS X und Linux ade: Das Wunder-OS aus Lünen soll alle anderen Betriebssysteme überflüssig machen. Zwei Wochen vor dem geplanten Start der öffentlichen Beta konnte Golem.de sich UniOS ansehen.

Artikel veröffentlicht am ,
Das universale Betriebssystem UniOS
Das universale Betriebssystem UniOS (Bild: UniOS)

Völlig abgehoben scheint Maik Mixdorf - laut RTL der "vielleicht schlauste Kopf NRWs" - noch nicht zu sein. "Ich hole Sie vom Bahnhof ab", verspricht er am Telefon, und da steht er dann auch: ein schlaksiger, braunhaariger 18-jähriger Schüler, der unterstützt von einigen Freunden ein eigenes Betriebssystem entwickelt haben will, unter dem Anwendungen aus der Windows-, Mac- und der Linux-Welt laufen - UniOS. Ebenfalls unterstützt von seinen Mitschülern, hat er seinen "Durchbruch" in die Lokalpresse gebracht, die sich daraufhin vor Begeisterung überschlug und ihn zum "Konkurrenten von Bill Gates" ernannte. Jetzt also wieder ein Pressetermin, daheim in der Küche des Reihenhauses im nordrhein-westfälischen Lünen, in dem Maik mit seinen Eltern wohnt. Doch diesmal ist die Presse skeptisch.

Inhalt:
  1. UniOS: Zu schön, um wahr zu sein
  2. Unglaubliche Versprechen
  3. 'Bisher einzigartig'
  4. UniOS - ein Luftschloss?

In einer Sitzecke in der Küche hat Maik ein Netbook von Samsung aufgebaut, um mir darauf UniOS zu zeigen. Bisher hätten schon 700 Leute wegen UniOS angefragt, sagt sein Vater, und stolz: "Maik hat das alles allein gemacht." In zwei Wochen wolle er das System der Öffentlichkeit vorstellen, sagt Maik, und der Vater erläutert, Geld wolle sein Sohn eher mit dem Verkauf an große Firmen verdienen, deshalb der niedrige Preis für Privatanwender. Ab Ende 2011 wolle er UniOS für 28 Euro verkaufen, hatte Maik der Regionalpresse gesagt. Und dabei Texte abgespult, die offenbar einstudiert waren, wie: "Die Idee zu UniOS kam mir 2008 und seitdem arbeite ich an dem Projekt."

  • Der Windows Movie Maker
  • Der KDE-SC-Dateimanager Konqueror...
  • ... mit dem Inhalt eines Windows-Verzeichnisses
  • Das Kontextmenü des Plasma-Desktops
  • Der Dateimanager für Windows Q-Dir...
  • ... in Aktion
  • iTunes startete unter UniOS...
  • ... ebenso wie Photoshop CS 5...
  • ... und der Windows Media Player.
  • Ein Ordner mit Hinweisen auf Chairs, dem Namen, unter dem UniOS vormals bekannt war.
  • Die Linux-Ordnerstruktur
  • Das parallel installierte Windows auf dem UniOS-Rechner
  • Linux-Anwendungen
  • Das Spiel Sonic Heros aus dem Jahre 2004 lief unter UniOS gut, die Fehlermeldung erschien beim Beenden des Programms.
  • Der Desktop von UniOS mit dem UniMenü
  • Der Desktop von UniOS
  • Die KDE-Anwendung Kolourpaint unter UniOS
  • Der Speichern-unter-Dialog in der KDE-Anwendung ist aus dem Windows-API-Nachbau.
  • Der Internet Explorer
  • Die Windows-Version von iTunes
  • Die Windows-Version von iTunes
  • Silverlight soll unter UniOS ebenfalls funktionieren.
  • UniOS hieß vormals Chairs.
  • Der Finder von Mac OS X alias Leopard unter UniOS: An der Umsetzung der Benutzeroberfläche soll noch gearbeitet werden.
  • In der vermeintlichen Anwendung Photo Booth unter UniOS erschien ein Flash-Warnhinweis, dass der Benutzer "local" Zugriff auf die Hardware erfordert.
  • Die native Mac-OS-X-Anwendung entpuppte sich als Karthik's Picturebooth - eine Windows-Klon von Photo Booth.
  • Die Prozesstabelle zeigt keinen Hinweis auf Wine.
Der Desktop von UniOS

"Konkurrenz für Bill Gates"

Die Geschichte klingt im wahrsten Sinne des Wortes fantastisch: Ein paar Schüler schreiben in ein paar Jahren 52 Millionen Zeilen Programmcode: Das sind im Durchschnitt bei drei Jahren und 14 Beteiligten mehr als 3.300 Zeilen Code pro Tag - unwahrscheinlich. Auch andere Meldungen um das Betriebssystem UniOS scheinen unglaubwürdig, darunter die Darstellungen auf der Facebook-Seite zu UniOS, die Maik Mixdorf nach unserem Besuch in Lünen teilweise löscht. Auf den Screenshots, die dort veröffentlicht sind, ist zum Beispiel eine KDE-Oberfläche zu erkennen - und Splashscreens von Mac-Anwendungen. Auf der Facebook-Seite mehren sich bald wüste Bemerkungen, so dass Maik zeitweilig Leute aussperrt.

Auch ich bekomme einstudierte Sätze zu hören, auf technische Fragen antwortet Maik ausweichend. Einen Blick auf die eigentlichen Bibliotheksdateien gewährt er mir nicht. Sie seien selbst vor dem Linux-Root-Benutzer versteckt, sagt er. Tatsächlich taucht auch in der Prozesstabelle der KDE-Anwendung System Monitor keine der gestarteten Anwendungen auf. Ich kann auf den ersten Blick auch keine Wine-Prozesse entdecken. Die CPU-Last hält sich dabei ebenso in Grenzen wie der Speicherverbrauch. Ich darf das System allerdings nicht als Root-Benutzer durchsuchen und bekomme auch keinen Zugriff auf die Konsole.

Ich darf lediglich einige Anwendungen starten und Screenshots machen. Und das macht es mir schwer herauszufinden, ob Maik Mixdorf nun wirklich ein Wunderkind ist oder einer, der vielleicht manches geschafft, aber vieles dazugedichtet hat. Doch eins wird schnell klar: Maik Mixdorf hat keinesfalls ein komplettes Betriebssystem entwickelt oder 52 Millionen Zeilen Code geschrieben.

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Unglaubliche Versprechen 
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der_wahre_hannes 24. Mär 2023

Selber!

TW1920 24. Jul 2019

Was will man groß neues dazu sagen? Der hat noch so anderthalb Jahre ganz groß neue...

MaerzHase 11. Jan 2017

Ich ärgere mich einfach bis heute, dass ich damals meinen Mund nicht aufgemacht habe...

chrizzy 30. Nov 2014

schlechten Menschen gehts immer gut ^^



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