Spieletest: 1 1/2 Ritter - Abenteuer mit Herzelinde
Überraschend unterhaltsames PC-Adventure von Daedalic
Eine entführte Prinzessin und ein wackerer Ritter, der sich auf die Suche nach ihr begibt: Nicht gerade eine spannende Geschichte zu einem Adventure. Ein Blick auf die Filmumsetzung 1 1/2 Ritter lohnt trotzdem, denn die Entwickler des gelungenen Edna bricht Aus waren am Werk.
1 1/2 Ritter (Windows-PC)
Der böse Schwarze Ritter hat die wunderhübsche Herzelinde entführt, Ritter Lanze begibt sich mit seinem türkischen Kumpel Erdal auf die Suche nach der holden Maid. Wer Til Schweigers aktuelle Kinokomödie 1 1/2 Ritter gesehen hat, kennt die Rahmenhandlung des PC-Spiels. Was auf der Leinwand schnell zur Ansammlung von Holzhammergags verkommt, präsentiert sich am PC allerdings als unterhaltsame Adventure-Reminiszenz an Klassiker aus dem Hause LucasArts.
Weil Ritter Lanze für das Verschwinden Herzelindes verantwortlich gemacht wird, verbringt er den Beginn des Spiels im königlichen Gefängnis. Die erste Aufgabe besteht darin, dem Kerker zu entkommen. Hier offenbart sich nicht ganz logisches Rätseldesign: Immer wieder muss der Spieler auf gut Glück sämtliche Gegenstände des Inventars miteinander kombinieren, um etwa aus einem Brot und einer Feder eine Bürste zu basteln, oder aus Feile und Knochen eine Säge. Trotzdem macht das erstaunlich viel Spaß, weil die zahlreichen Multiple-Choice-Gespräche zwar einige plumpe Sprüche, aber auch viel wirklich gelungenen Humor bieten.
Mit der Maus scheucht der Spieler den Pixel-Schweiger durchs Adventue
Auch die Schauplätze, die nach dem Entkommen aus dem Knast und der Begnadigung durch den König warten, bieten viele witzige Details. Die zahlreichen im Spielverlauf auftauchenden Charaktere sind oft herrlich überdreht und liebenswert gezeichnet. Dadurch wird überdeckt, dass das eigentliche Spielprinzip recht monoton ist und es vor allem im späteren Spielverlauf einige Abnutzungserscheinungen gibt. Der Mix aus Gesprächen sowie dem Einsammeln und Kombinieren von Gegenständen folgt immer demselben Schema und kann somit einer abfallenden Motivationskurve nicht viel entgegensetzen. Da helfen auch Minispiele wie Roulette oder Armdrücken nicht.
Auch ein gezeichneter Gottschalk spielt mit
Technisch wirkt 1 1/2 Ritter antiquiert: Die Cartooncharaktere und Szenerien sind zwar hübsch gezeichnet, flüssige Animationen gibt es aber ebenso wenig wie beeindruckende Zwischensequenzen - manche nennen das Retro, andere altbacken. Auch über die Sprachausgabe lässt sich streiten: Einerseits konnte Deadalic auf die Originalstimmen aus dem Film zurückgreifen, so dass etwa Til Schweiger und Rick Kavanian ihre Cartoon-Alter-Egos selbst vertont haben. Andererseits schießen die beiden oft ein wenig über das Ziel hinaus; vor allem Schweiger klingt manchmal unmotiviert, dann wieder übertrieben betont.
Im Inventar kombiniert der Spiele gefundene Gegenstände
Die Systemanforderungen sind angenehm niedrig, was angesichts des Retrolooks nicht verwundert: Ein Pentium-Prozessor mit einer 1-GHz-CPU ist ebenso ausreichend wie 512 MByte RAM und 1 GByte Festplattenspeicher. Der Preis für den Titel liegt bei 30 Euro, die USK hat den Titel ab zwölf Jahren freigegeben. Auf der offiziellen Webseite steht unter "Game" eine rund 200 MByte große Demoversion zum Download bereit.
Fazit:
Misslungene Spielumsetzungen von Kinofilmen sind die Regel - Spiele, die deutlich besser sind als ihr Leinwandvorbild, die Ausnahme. Weil das bei 1 1/2 Ritter gelungen ist, gebührt Daedelic Respekt. Aber auch jenseits solcher Lizenzen hat das Spiel eine Daseinsberechtigung: Wer sich am Retrolook und den gelegentlichen Logikfehlern nicht stört, bekommt ein sehr unterhaltsames Adventure im Geiste der alten LucasArts-Klassiker.
Über die Qualität von Spiel und Film kann man streiten, über den Kopierschutz des Spiels...
Wenn etwas schon im Trailer schlecht präsentiert wird,... k.k.
Exakt.
Hab ich was anderes behauptet? In dem von mir zitierten Satz steckten *zwei* total von...